Seitenaufrufe

Samstag, 29. Januar 2011

Worüber Manager reden: "Mein Haus, mein Auto, mein..."

Wer in Manager-Kreisen über sein Haus, sein Auto,... spricht, ist out. Die In-Themen sind deutlich ausgefallener geworden, es geht zum Beispiel um das eigene Boot. Folgenden Dialog belauschte ich dazu jüngst bei einer Medien-Party in Berlin:
"Ach, Sie haben auch eine Yacht? Wie groß ist die denn?"
"32 Meter!"
"Meine auch! Und wie lang ist sie?"
Der Dialog verstummte.

Bei einem anderen Gespräch ging es um das Golf-Spiel. Aber nicht um das auf der Wiese, sondern im Computer. Ein Schläger, hieß es, koste dort über 60 Euro. Wie gesagt, es handelt sich um einen virtuellen Golfschläger. Und der, sagte der reelle Manager, sei ihm neulich kaputt gegangen. Nach nur zwei Jahren. Nun habe er sich einen neuen Golfschläger kaufen müssen.

Besser noch als "Mein Haus, meine Yacht, mein virtueller Golfschläger" ist aber das, was diese Woche bei der Verleihung des Deutschen Mediapreises in München beim Gläschen Rotwein verraten wurde: "Mein Parkplatz". Ein Manager aus dem Norden des Landes hatte mitten in München, in Fußnähe des Marienplatzes seinen Mietwagen geparkt - auf seinem eigenen Parkplatz. Er liebe es, sagte er, in Innenstädten eigene Parkplätze zu haben. 40.000 Euro habe der in München gekostet. Ein Schnäppchen. Würde er mieten, würden die acht Quadratmeter fürs Auto rund 5000 Euro jährlich kosten, also gut 400 Euro pro Monat. Mein Parkplatz, mein Wahnsinn, meine Güte,...

Samstag, 22. Januar 2011

Hype verpennt: Internationaler Jogginghosen-Tag

Schüler, die nicht in der Jogginghose zur Schule gegangen sind, waren gestern die Outsider. Sonst ist es umgekehrt. Insgesamt waren gestern 569.000 Menschen in Deutschland mit der guten alten Jogginghose unterwegs, um dem zweiten Internationalen Jogginghosen-Tag zu gedenken.

Jedes Kind wusste darüber Bescheid, weil man sich über Social Communities ausgetauscht hatte. Und zu Jogginghosen-Partys aufgerufen hatte. Und sich zu Jogginghosen-Dates verabredet hatte. Die Idee zu diesem Großereignis entstand in Facebook vor einem Jahr. Wohl von Schülern. Bis zu 100.000 sollen vor einem Jahr schon mitgemacht haben, indem sie sich in Schlabberklamotten aus dem Haus wagten.

Gestern wurde das gemütliche Beinkleid in mindestens 30 Ländern gesichtet, beim „Sweatpants Day“, wie die Amerikaner den Tag nennen. Insgesamt haben sich also hochgerechnet rund 15 Millionen Menschen auf das Jogginghosen-Event eingelassen. Komisch, dass diese Chance von Marketern überhaupt nicht genutzt wurde. Weder Nike noch Puma oder Adidas gehen auf das Ereignis ein. Googelt man all die großen Sportmarken in Verbindung mit dem Jogginghosen-Tag, kommt man auf: null Ergebnisse. Und das, wo Medien, sogar Bild, den JHD aufgriffen. Adidas & Co haben´s wohl schlicht verpennt. Womöglich in Jogginghose.

Sonntag, 16. Januar 2011

Vergnügen im Urlaub: Private Lache mit Tennisgericht


Je mehr TUI & Co mit Palmen in Paradiesen werben, desto wacher wird der Wunsch nach Urlaub. Doch wer, bitte schön, geht heute noch ins Reisebüro? Wer, bitte schön, wälzt heute noch Papier-Kataloge? Klar doch, das Internet ist es längst, seit Jahren schon, das einem per Klick jede Sehnsucht erfüllt.

Als ich mich jedoch erst einmal orientieren möchte, wie jedes Jahr um diese Zeit, muss ich bei jedem Anbieter erst Personenzahl der Reisenden eingeben, Kinderzahl, Alter von Kind 1, Alter von Kind 2, Zeitraum der Reise, den ich ja noch nicht wissen kann, Ziel, das ich ja noch nicht wissen kann, Dauer, die ich ja noch nicht wissen kann und so weiter. Ist alles eingegeben, kommen Offerten, die ich gleich morgen antreten könnte oder im Februar, allein oder zu acht, nicht aber zu viert im Sommer. Wechselt man den Anbieter, muss alles neu eingegeben werden.

Taucht man dann aber in die Angebote ein, freut man sich über das, was einem unverblümt versprochen wird: In Spanien wird von Villamar ein Ferienhaus mit "privater Lache" angepriesen. Klickt man auf das Foto, sieht man, wie ehrlich die Spanier sind, der Pool gleicht in der Tat eher einer Lache. Zu einer anderen Ferienanlage gehört ein "kleines Tennisgericht". Klar, Court heißt Gericht. Hoffentlich schmeckt es!

Schön ist auch "dieser nette Bungalow", der "zwischen den Hügeln aufgestellt wírd". Womöglich gibt es das Häusle von Hin&Mit? Ein weiteres "Haus steht auf einer netten Verfeinerung", was auch immer das sein soll. "Eine gemütliche Grill-Gebur" wird für eine nächste Ferienanlage angepriesen. Und ein Ferienhaus spricht von "zwei Kilometer Abstand von Lloret de Mar". Auch das ist irgendwie ehrlich. Wer wünscht sich von diesem turbulenten Ferienmekka nicht Abstand - um den Urlaub genießen zu können.

Wer kennt weitere Beispiele von skurrilen Urlaubs-Versprechen?

Freitag, 14. Januar 2011

E-Marketing-Gag der Autobauer

Bis auf einen großen Automenschen saßen sie alle in der ersten Reihe, die Big Bosse der Autoindustrie, die Firmenlenker, wie die Presse so gerne schreibt. Der ADAC lud zum Gelben Engel, einem Preis, der zum siebten Mal in der Münchner Allerheiligen-Hofkirche vergeben wurde. Unter den Erstereihesitzern waren VW-Chef Martin Winterkorn und sein Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch ebenso zu finden wie die Top-Manager Rupert Stadler (Audi), Bernhard Mattes (Ford), Dieter Zetsche (Daimler), Norbert Reithofer (BMW) und Matthias Müller (Porsche). Einer nur saß weit abgeschlagen in Reihe 6: Wendelin Wiedeking. Und das, wo der einstige Vorstandsvorsitzende von Porsche vor sechs Jahren der erste Preisträger "Persönlichkeit" beim Gelben Engel war.

Die größte Auffälligkeit aber bei diesem großen Gipfeltreffen der Autobranche war, nein, nicht dass der 5er BMW Auto des Jahres wurde, nein, nicht dass in den 20 Sitzreihen unter den rund 500 Gästen lediglich elf Frauen saßen, sondern, wie hinter vorgehaltener Hand über das Thema E-Antrieb diskutiert wurde. Weil Benzin teuer ist und mehr nach Vergangenheit als nach Zukunft klingt, müsse der elektrische Antrieb vermarktet werden. Als sei er die Zukunft. Was er aber nicht sei, sagte mir einer der ganz wichtigen Automenschen. E sei ein Marketing-Gag. Man käme aber nicht umhin, sich darauf einzulassen, in der Kommunikation. Aha.

Dann war es also gar kein Spaß, als Komiker Django Asül behauptete, Mercedes würde sich den elektronischen Antrieb von Märklin bauen lassen. Bosch habe keine Kompetenz gehabt, so eine schwache Leistung abzugeben.

Freitag, 7. Januar 2011

Gier, Lügen und Middelhoff

Es gibt diesen Typus von Manager, der erfolgreich von Misserfolg zu Misserfolg auf der Karriereleiter nach oben stolpert. Böse Zungen behaupten, der Jürgen sei so einer gewesen, der Schrempp. Schon lange vor seiner Zeit als Daimler-Desasteur - unter seiner Regie kam es zum Zusammenschluss von Daimler und Chrysler - führte er den Flugzeugbauer Fokker erfolgreich in einen Verlust von gut zwei Milliarden Euro. Er war es, der für die umstrittende Zerschlagung des Flugzeugbauers Dornier verantwortlich zeichnete, um dann als Daimler-Chef nicht nur den Chrysler-Fauxpas, sondern auch Beteiligungen an Mitsubishi und Hyundai durchzusetzen, Glanzentscheidungen des Stern-Imperiums, die bald wieder zurückgenommen werden mussten. Natürlich war Schrempp schon 2002 mit weit über zehn Millionen Euro Einkommen der höchstbezahlte Manager Deutschlands.

Ähnliche Misserfolgs-Stories, gepaart mit krimineller Energie, werden von noch böseren Zungen einem Thomas Middelhoff nachgesagt. Dass er einst als Bertelsmann-Chef das Napster-Desaster verantwortete und mit Bertelsmann Online auf keinen grünen Zweig kam, verzieh man ihm, da er den Umsatz des Konzerns von 1998 bis 2002 doch verdoppeln konnte. Was sich erlauben Middelhoff aber dann bei Arcandor, das recherchierten insbesondere Spiegel und Süddeutsche Zeitung in der Vergangenheit. Aktuell wird ihm vor Gericht vorgeworfen, seine Anleger bewusst getäuscht zu haben. Middelhoff habe den Aktienkurs positiv beeinflussen wollen - deshalb habe er falsche Aussagen gemacht, hieß es gestern vor Gericht.

Nun gut, ein Jan-Eric Peters, Chefredakteur der Zeitungsgruppe "Die Welt", nach Eigeneinschätzung Erfahren im Aktiengeschäft, habe Middelhoff vertraut und 220.000 Euro investiert, um 50.000 Euro zu verlieren. Da hält sich doch das Middelleid in Grenzen. Wer Manager-Aussagen traut, um dann immenses Eigenkapital zu investieren, der ist doch schlicht nur Opfer seiner eigenen Gier. So wie all die Menschen vor der Dot.com-Blase. Da rannten Lieschen Müller und auch ich von Geschäft zu Geschäft, um den Preis von Siemens-Staubsaugern zu vergleichen. Es ging um vielleicht 200 Euro Gesamtinvest. Aber als damals die Siemens-Tochter Infineon Aktien auf den Markt schüttete, da klang es verlockend, nach Zukunft, Halbleiter, keine Ahnung, was das ist, aber da liegt fetter Gewinn drin. 10.000 Euro aus privater Hand waren plötzlich nichts - den Rest der Geschichte kennen wir.

Viel schlimmer wären doch all die anderen Vorwürfe, die ja eh nicht stimmen und auch mir persönlich nie berichtet wurden, aus dem unmittelbaren Umfeld des Herrn Middelhoff: Dass völlig übertriebene Mieten der einstigen Karstadt-Häuser über die Ehefrau von Herrn Middelhoff abgewickelt worden seien und letztlich zur Insolvenz geführt haben könnten. Nein, das ist bestimmt üble Nachrede, völlig unrecherchiert, so was machen Manager nicht, denn sie haben grundsätzlich nur eines im Schilde: Gutes.

Montag, 3. Januar 2011

Unsterblich mit O2

Dass Papst Benedikt mit Toten kommuniziert, die mal heilig gesprochen wurden, verrät er in seinem aktuellen Buch "Licht der Welt". Womöglich nimmt der Oberhirte dabei via O2 mit dem Jenseits Kontakt auf. Für den Telefonnetzbetreiber sind nämlich alle Kunden heilig. Vor allem dann, wenn sie tot sind. Damit ist O2 päpstlicher als der Papst. O2 will den Tod eines Journalisten, der vor drei Monaten starb, partout nicht anerkennen. Trotz eingereichter Sterbeurkunde.

Wieso das? Das fragt sich die Frau des Verstorbenen. Sie wollte den Vertrag kündigen, die Nummer aber übernehmen. Um bei einem anderen Telefonanbieter deutlich günstiger telefonieren zu können. Mit dem alten, über zehn Jahre alten Vertrag, den ihr Mann einst mit Viag Interkom abgeschlossen hatte, zahlte sie oft mehr als 100 Euro an Gebühren. Pro Monat. Laut den freundlichen O2-Mitarbeitern sei alles kein Problem.
Dem Erstgespräch folgte ein zweites, drittes, viertes, mal mit O2, mal mit dem neuen Telefonanbieter, für "maximal 42 Cent/Minute aus deutschen Mobilfunknetzen". Weit mehr als ein Dutzend Mails gingen hin und her - zuletzt kam am 31. Dezember erneut eine Meldung mit dem Hinweis auf einen "Fehler bei Antrag auf Rufnummernmitnahme". Diese Meldung kam nicht zum ersten Mal. Erstmals jedoch wurde bei O2 festgestellt, dass der Tote noch nicht gekündigt habe. Dies sei jedoch erforderlich. Laut O2 .

Beim heutigen Gespräch mit O2 stellte sich heraus, dass die Kündigung - inklusive Sterbeurkunde - erst am 13. Dezember eingegangen sei. Offiziell. Der Fall sein ganz einfach: Man habe ihn schlicht noch nicht bearbeitet.

Wer also unsterblich werden möchte und nach seinem irdischen Dasein mal mit dem Papst telefonieren will, sollte O2 vertrauen. Damit hat "O2 can do" eine ganz neue Bedeutung.

O2 gibt laut Nielsen rund 90 Millionen Euro für Werbung aus.

Samstag, 1. Januar 2011

Gute Nacht, i-phone!

Wie oft ärgert man sich am Wochenende, weil der Wecker des Handys wieder nicht ausgeschaltet war. Wer am heutigen Neujahrsmorgen zu den Glücklichen gehörte, der ein i-phone der 4.Generation hat, konnte sich freuen: Apple ließ mit seinen Smart Phones heute niemanden wecken. Die ganze Welt der G4´ler konnte seinen Rausch ausschlafen. Ein Programmierfehler, hieß es bei Apple. Schlecht für Piloten, Pfarrer oder Pizzabäcker, wenn sie sich auf ihr i-phone verließen, um pünktlich ihren Job anzutreten.

Mal sehn, welche Tage sich die Programmierer des i-phone sonst noch für das kollektive Ausschlafen der Weltbürger ausgedacht haben.