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Freitag, 7. Januar 2011

Gier, Lügen und Middelhoff

Es gibt diesen Typus von Manager, der erfolgreich von Misserfolg zu Misserfolg auf der Karriereleiter nach oben stolpert. Böse Zungen behaupten, der Jürgen sei so einer gewesen, der Schrempp. Schon lange vor seiner Zeit als Daimler-Desasteur - unter seiner Regie kam es zum Zusammenschluss von Daimler und Chrysler - führte er den Flugzeugbauer Fokker erfolgreich in einen Verlust von gut zwei Milliarden Euro. Er war es, der für die umstrittende Zerschlagung des Flugzeugbauers Dornier verantwortlich zeichnete, um dann als Daimler-Chef nicht nur den Chrysler-Fauxpas, sondern auch Beteiligungen an Mitsubishi und Hyundai durchzusetzen, Glanzentscheidungen des Stern-Imperiums, die bald wieder zurückgenommen werden mussten. Natürlich war Schrempp schon 2002 mit weit über zehn Millionen Euro Einkommen der höchstbezahlte Manager Deutschlands.

Ähnliche Misserfolgs-Stories, gepaart mit krimineller Energie, werden von noch böseren Zungen einem Thomas Middelhoff nachgesagt. Dass er einst als Bertelsmann-Chef das Napster-Desaster verantwortete und mit Bertelsmann Online auf keinen grünen Zweig kam, verzieh man ihm, da er den Umsatz des Konzerns von 1998 bis 2002 doch verdoppeln konnte. Was sich erlauben Middelhoff aber dann bei Arcandor, das recherchierten insbesondere Spiegel und Süddeutsche Zeitung in der Vergangenheit. Aktuell wird ihm vor Gericht vorgeworfen, seine Anleger bewusst getäuscht zu haben. Middelhoff habe den Aktienkurs positiv beeinflussen wollen - deshalb habe er falsche Aussagen gemacht, hieß es gestern vor Gericht.

Nun gut, ein Jan-Eric Peters, Chefredakteur der Zeitungsgruppe "Die Welt", nach Eigeneinschätzung Erfahren im Aktiengeschäft, habe Middelhoff vertraut und 220.000 Euro investiert, um 50.000 Euro zu verlieren. Da hält sich doch das Middelleid in Grenzen. Wer Manager-Aussagen traut, um dann immenses Eigenkapital zu investieren, der ist doch schlicht nur Opfer seiner eigenen Gier. So wie all die Menschen vor der Dot.com-Blase. Da rannten Lieschen Müller und auch ich von Geschäft zu Geschäft, um den Preis von Siemens-Staubsaugern zu vergleichen. Es ging um vielleicht 200 Euro Gesamtinvest. Aber als damals die Siemens-Tochter Infineon Aktien auf den Markt schüttete, da klang es verlockend, nach Zukunft, Halbleiter, keine Ahnung, was das ist, aber da liegt fetter Gewinn drin. 10.000 Euro aus privater Hand waren plötzlich nichts - den Rest der Geschichte kennen wir.

Viel schlimmer wären doch all die anderen Vorwürfe, die ja eh nicht stimmen und auch mir persönlich nie berichtet wurden, aus dem unmittelbaren Umfeld des Herrn Middelhoff: Dass völlig übertriebene Mieten der einstigen Karstadt-Häuser über die Ehefrau von Herrn Middelhoff abgewickelt worden seien und letztlich zur Insolvenz geführt haben könnten. Nein, das ist bestimmt üble Nachrede, völlig unrecherchiert, so was machen Manager nicht, denn sie haben grundsätzlich nur eines im Schilde: Gutes.

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