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Montag, 5. März 2012

Das Provinz-Outing

Es ist vom Aussterben bedroht. Kaum ein Straßencafé traut sich noch, es auf seine Karte zu schreiben: das Kännchen Kaffee. Heute kommt der Sprach-Sound bei einer Kaffeebestellung dem Anfängerkurs Italienisch gleich: Cafää Makkiatooo. Am besten gar ein Doppio. Und zwei Caffää Espressi enden freilich mit iii, man ist ja Kosmopolit, gebildet, weit gereist und sprachbegabt.
Völlig anders sieht die Welt aus, wenn man – wie ich – ein Kännchen Kaffee bestellt. Da scheint das ganze Café schlagartig zu verstummen, Fremdschämen ist angesagt, es ist ein Provinz-Outing. Dabei ist es doch noch gar nicht so lange her, als es von der Bedienung mit scharfer Stimme stets hieß: “Draußen nur Kännchen”.
Als ich einst bedient habe, in einem italienischen Eiscafé in Stuttgart, da gab es draußen auch nur Kännchen. Der Espresso dagegen wurde nur drinnen serviert, denn der Padrone  hätte es nie zugelassen, dass Gusto, Aroma und Temperature seines echt italienischen Caffè leiden würden. Raus in die deutsche Kälte durfte nur das deutsche Kännchen. Kein Wunder ist es jetzt vom Aussterben bedroht.

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