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Sonntag, 23. Dezember 2012

Eine Weihnachtsgeschichte


Die Lebenserwartung des Mannes im afrikanischen Staat Kamerun liegt bei 53,82 Jahren, die Frau darf zwei Jahre länger leben. Das hat uns die Financial Times Deutschland einen Tag vor ihrem eigenen Ableben verraten. Was einen traurig stimmen kann.

Aufgrund der Sonderbeilage über Kamerun, die der FTD beilag, fiel mir eine
längst vergessene Geschichte ein: Einst lebte ich in einem Studentenwohnheim, in dem auch ein Kommilitone wohnte, der zuvor einen langen Auslandsaufenthalt in Kamerun verbringen durfte. Was zur Folge hatte, dass aus seinem Zimmer stets afrikanische Musik schallte, zuweilen reagierte er sich auch auf trommelartigen Gegenständen ab. In die Gemeinschaftsküche schmuggelte er überraschendste Gewürze ein. Was kein Fehler war, im schwäbischen Tübingen.

Kurz vor Weihnachten, da packte der Kamerunstudent all seine Sachen ins Auto, um zur Familie heimzufahren, Driving Home For Christmas. Einen wunderschönen afrikanischen bunten Korb mit Deckel vergaß er einzuladen. Dieser stand nun da, zufällig exakt vor der Eingangstüre des Hausmeisters.

Natürlich freute sich die Hausmeister-Familie darüber, dass ihnen die Studenten ein Weihnachtsgeschenk überbracht hatten. Womöglich war es ein ganz besonderes Geschenk von dem Studenten, der in Kamerun war. Der fröhliche Korb wurde liebevoll unter den Weihnachtsbaum gestellt – bis zum Heiligen Abend. Da öffneten ihn die lieben Hausmeistersleute inmitten der Geschenke – und waren entsetzt: Alte Socken, dreckige Unterhosen – und das zu Weihnachten. So etwas Unverschämtes hatten sie noch nie erlebt.

Währenddessen wunderte sich der Kamerunstudent, wo er denn seinen Korb mit der Dreckwäsche gelassen hatte. Auf seine Lebenserwartung könnte sich solch eine Episode natürlich negativ auswirken. Na denn, frohe Weihnachten!