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Dienstag, 1. Januar 2013

Chaos mit dem Chaos bei der Bahn


Unmittelbar vor dem Feiertagsmarathon überraschte die Deutsche Bahn mit der Überschrift des Jahres: „Bahnchef Rüdiger Grube erwartet kein Chaos.“ Eine Meldung, die völlig ernsthaft am 20. Dezember via dapd gestreut wurde. Und die viele Medien völlig ernsthaft mitgenommen haben. In ihren Blättern, Online-Auftritten, im Radio, im Fernsehen. Große Worte gehören in große Medien.

Zugegeben, vor zwei Jahren, da hatte sich die Bahn eine andere Überschrift als Weihnachtsüberraschung einfallen lassen, in etwa: „Die Bahn rät vom Bahnfahren ab“. Damals hatte es geschneit, aus heiterem Himmel. Und nur 9.000 Menschen schippten einst Gleise frei. Jetzt hat der Vorstandsvorsitzende Grube dafür gesorgt gehabt, dass 20.000 Menschen mit Schippen an den Gleisen lauerten, ob nicht doch noch Schneeflöckchen hoch vom Himmel her kommen würde. Schnee war aber über die Feiertage nicht angesagt – und so sollte der Bahnchef Recht behalten: kein Chaos.

Man stelle sich aber mal vor, all die anderen Vorstandsvorsitzenden und Chefs, die so in Deutschland herumsitzen, lassen sich eine ähnliche Propaganda einfallen, wie es die Bahn tut. Dann wären die Medien über die Feiertage voll gewesen mit folgenden Meldungen: „Lufthansa erwartet kein Chaos.“ „Statistisches Landesamt zur Zählung von Binnenschiffen erwartet kein Chaos“ Oder auch: „McDonalds erwartet kein Chaos!“ – trotz der vielen Verwandtschaftsflüchtlingsströme.

Womöglich sind all die anderen Vorstände bislang nur noch nicht auf die Idee gekommen, kein Chaos zu erwarten. Aber wahrscheinlich ist es inzwischen die viel stärkere und überraschendere Headline als ein Chaos zu erwarten.

Das wiederum beweist die Deutsche Bahn selbst: Im vergangenen Herbst hieß es nämlich wörtlich: „Chaos bei Bahn: Weniger Verspätungen erwartet“ – nachzulesen etwa bei ffh.de.

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