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Freitag, 20. Januar 2012

Kaltblütig im E-Auto

Er wollte unbedingt mit einem elektronischen Fahrzeug nach München kommen, zur Verleihung des Gelben Engels. Schließlich ist Reinhard Kolke der Leiter des ADAC Test- und Technikzentrums in Landsberg. Und der Gelbe Engel, den der ADAC vergibt, gilt als einer der wichtigsten Automobilpreise überhaupt, ein Event, zu dem gut und gerne alle großen Autobosse kommen.
Die Strecke zum Veranstaltungsort ist 65 Kilometer lang. Weitgehend Autobahn. Außentemperatur um den Gefrierpunkt, mittelstarker Wind aus West, Rückenwind also, gute Startbedingungen. Um nicht zu viel Energie zu verheizen, wärmte der Technik-Chef den Wagen bereits Stunden vor Start an der Steckdose vor. Dann ging´s ab nach München.
Nun muss man wissen, dass bei Kälte die Reichweite eines E-Cars dramatisch abnimmt. Der ADAC-Techniker weiß so etwas natürlich auch. Und so musste er sich schon nach 30 Kilometern entscheiden: Heizung oder Reichweite. Da Kolke als Laudator der Preiskategorie „Innovation und Umwelt“ unbedingt in München ankommen wollte, entschied er sich gegen die Wärme im Auto. Entsprechend durchgefroren kam er in München an. Mit eiskalten Händen. Um letztlich kein E-Auto als Sieger auszuzeichnen.
Die Rückfahrt konnte er nicht so schnell antreten, dauert das Laden für 15 bis 20 Kilometer Fahrtstrecke rund eine Stunde. Sollte er aufgrund der Kälte und des Gegenwindes dennoch liegen geblieben sein, kein Problem: Kolke ist ja ADAC-Mitglied.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Frauenzimmer

Simone, Gabriele und Andrea sind heute unter den Top Ten der italienischen Vornamen - bei den Jungs. Maria ist inzwischen weit abgeschlagen. Auch unter Medien- und Agenturmanagern in Deutschland kommen diese wunderschön klingenden Vornamen vor. Je bekannter diese Menschen in der Branche sind, desto geringer ist die Irritation, wenn sich bei offiziellen Terminen etwa Simone als ziemlich männlich herausstellt.

Neulich aber lag die Verwunderung eher bei einem Manager, der solch einen scheinbar femininen Namen trägt. Seine Firma machte einen Ausflug in die Berge. Skifahrn. In der Hüttn wurden die Zimmer verteilt. Mehrbettzimmer. Als der ahnungslose Mann seine Ruhestätte aufsuchte, war die Hüttengaudi groß, waren doch rund um sein Bett Frauen mit echten Frauennamen einquartiert worden. Das schmeckte ihm nicht, nennen wir ihn Maria. Und er verließ den Hüttenzauber.

Auf der Alm, da gibt's koi Sünd - aber nur, wenn man den richtigen Vornamen trägt. Oder den scheinbar falschen. Ob das der Grund dafür ist, dass im gebirgigen Tibet so gar nicht zwischen männlichen und weiblichen Namen unterschieden wird? Da ist sogar die Göttin (Lhamo) - je nach Ansicht - männlich.

Mittwoch, 11. Januar 2012

Anti-Social zu verkaufen

Schon mal offline gewesen? Allein dieser Gedanke mag viele Menschen an Foltermethoden aus Guantanamo erinnern. Offline geht so gar nicht. Offline ist Leben und das ist bekanntermaßen nur schwer erträglich. Je realer, desto unsozialer.

Gut also, dass es ein virtuelles Leben gibt, irgendwo im Online. Ein sozial-verträgliches. Eine Erkenntnis, zu der immer weniger Menschen kommen. Daher werden Facebook & Co in Kürze wohl ihren Zenith überschritten haben - wenn sie sich nicht neue Menschenmagneten überlegen.

Noch provoziert das Internet Suchtverhalten. Wer es wagen möchte, auf Entzug zu gehen, kann auf eines von zwei erfolgreichen Onlineabhängigkeitsabgewöhntools setzen: Freedom oder Anti-Social. Mit Freedom kann man für maximal acht Stunden seinen Internet-Zugang sperren lassen, was beim ersten Mal weh tut, weil es einmalig zehn Dollar kostet. Immerhin hat man dann noch die Freiheit, Mails zu bearbeiten. Anti-Social ist anders drauf: es verweigert den Zugriff auf Mails, lässt einen aber im Internet surfen. Das Tool will wochentags zu einem tollen Text verlinken. Na toll!

Diese Tools sollte es aber auch für das reale Leben geben. Mit Freedom könnte man unangenehme Mitmenschen für Stunden ausschalten, oh ja, die Freiheit kauf ich mir. Und mit Anti-Social... ähem, gibt es das nicht schon? Wenn man sich so umschaut, dann ist Anti-Social ein Verkaufsschlager.