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Sonntag, 5. Oktober 2014

Audi: Krach gegen Aufpreis



Autos wollen leise sein. Normalerweise. Und geben in ihrer Werbung gerne laut, wie geräuscharm sie in Fahrt kommen. Nicht so Audi. Die Ingolstädter geben damit an, wie laut sie sein können. Das heißt, gegen Aufpreis gibt es jetzt den Audi noch lauter. 

Per Briefkastenprospekt bewirbt Audi „als erster Automobilhersteller ein ebenso einmaliges wie innovatives Produkt“. Und zwar: „das Motorsoundsystem“. Damit wird Ihr persönlicher Audi A4 oder Audi A5 mit TDI-Motor jetzt noch lauter. Für andere Audi-Modelle scheint der käufliche Zusatzkrach noch nicht entwickelt zu sein. 

Technisch soll das laut Werbeblatt so funktionieren: „Zwei sogenannte Aktoren, die in die Abgasanlage integriert sind, unterstützen den natürlichen Klang und lassen eine absolut außergewöhnlich dynamische und gleichzeitig Audi typische Soundkulisse entstehen.“ Heißt es wörtlich von Audi. Davon, dass sich der „Motorsound zusätzlich in seiner Intensität verändern“ lasse, ist die Rede, ein Sound, „der Ihr Herz höher schlagen lässt“. Die unverbindliche Preisempfehlung für den Krach-Effekt: 995 Euro. Zuzüglich Einbau.

Klar hat das System Vorteile: Man hört aufgrund des kräftigen Motorengetöses das sinnlose Plärren seiner Kinder nicht mehr, das Gewinsel oder Geschnattere des Ehepartners, man kann endlich beim Fahren geräuschvoll entspannen. Mit Motörhead im Getriebe.

Audi hat da wohl was missverstanden und nimmt sich allzu wörtlich. Natürlich  heißt Audi schlicht Höre! Oder Horch, wie die Firma mal auf Deutsch hieß. Heute müsste der Autobauer eher „Halt die Ohren zu!“ heißen oder: Schnauze! Auf Ingolstädter-lateinisch also vornehm: Silentio!

Freitag, 12. September 2014

Apple-Watch mit Herz

Die einstige Kultmarke Apple verspricht für 2015 eine Armbanduhr, deren Batterie bis zu einem Tag lang durchhalten soll. Dann muss man die Uhr nur einen halben Tag lang laden – und die Welt dreht sich weiter. Der Fortschritt scheint unaufhaltbar.

Besonders beeindruckend ist aber, neben innovativen Funktionen wie Sekundenanzeige, Stoppuhr oder Kalender, dass die Apple-Watch so eine Art eingebauten Herzschrittmacher haben soll. Damit ist es anscheinend auch möglich, wenn ich es richtig verstanden habe, die Herzfrequenz meines Gegenüber zu messen. Dies soll eine moderne Technik der Verführung sein. Schluss also mit dem Flirten, Lächeln, Fühlen. So in etwa lesen sich die ersten Testberichte, die jeweils ohne Test geschrieben wurden.
Dieses Tool fasziniert natürlich. Stellen wir uns mal einen jungen Mann vor, der bei einem Date wissen möchte, ob die Chemie mit seiner Angebeteten stimmt, ob er ihren Puls in die Höhe treiben kann. Er wird ihr natürlich nicht mehr in die Augen blicken, sondern auf seine Uhr starren. Red Bull trinken und abwarten. Man kann davon ausgehen, dass ihr Puls steigt. Messbar steigt. Durchaus möglich, dass dann Messergebnisse falsch interpretiert werden.
Die Frage ist, ob die neue Apple-Uhr nicht ganz andere Einsatzmöglichkeiten mit diesem Herzmesser erproben könnte? Ob man damit nicht seinen eigenen Puls auf Kopfdruck nach oben treiben könnte. Oder auch nach unten. Oder – gleich einem Tempomat – automatisch regulieren lassen könnte. Dann würde sich niemand mehr im Straßenverkehr aufregen.

Oder, ob man dank Apples Idee, ein halbiertes iPhone am Arm zu tragen, etwa beim Chef eruieren könnte, ob heute ein guter Tag für ein Gehaltsgespräch wäre? Oder ob die Apple-Watch herkömmliche, haushaltsübliche Lügendetektoren ersetzen könnte? Man stelle sich vor: Wenn dann die eigene Frau eines Abends sagt, sie habe Kopfweh, könnte man dank Apple kontern: „Nee, Schatz, du hast kein Kopfweh! Die Uhr, die du mir geschenkt hast, sagt anderes…“
So ist es absehbar, dass auch dieses Apple-Produkt für Gesprächsstoff sorgen wird. In ganz neuen Dimensionen.

Montag, 11. August 2014

Die Gut-Scheinlogik von CinemaxX

Die Kinokette CinemaxX hat sich etwas ausgedacht, um mehr Tickets verkaufen zu können, als Menschen ins Kino passen. Wie das geht? Ganz einfach: Man verkaufe Gutscheine. Das Kino bezeichnet diese als Emotionen. Denn, so die Werberpoesie: „Emotionen sind das schönste Geschenk.“

Gutschein gefällig?
Mit diesem flotten Werbespruch sollen Gutschein-Verschenker angelockt werden. Hoch emotional. Doch, ganz ehrlich, was passiert mit Geschenkgutscheinen? Cinemaxx gibt es auf der eigenen Homepage unter diesem LINK unverblümt zu: „Sie verstecken sich in Schubladen, Kommoden, in vergessenen Kartons oder in den Hosentaschen der alten Lieblingsjeans“.

Wer aber das Glück genießt, dennoch einen alten CinemaxX-Gutschein zu finden, hat nicht unbedingt wirklich Glück. Denn die verschenkten Tickets laufen alle irgendwann ab. Anscheinend laut BGB nach drei Jahren. Heißt es bei CinemaxX.

Wer in diesen Tagen vor einer CinemaxX-Kasse mit CinemaxX-Geschenkgutscheinen abgewiesen wird und sich dennoch dazu entschließt, ein reguläres Ticket zu erwerben, der erlebt dann doch eine echte Überraschung: Auf der Rückseite des Tickets findet sich Werbung: „Verschenke, was sich jeder wünscht! Die Gutschein-Geschenkbox…“

Freitag, 4. Juli 2014

WM der Rucksäcke



Wussten Sie, dass Fußballer zu Beginn eines Spieles „zentnerschwere Rucksäcke wegkicken müssen“? Das habe ich bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft gelernt. Gesehen habe ich es zwar nicht, doch gehört. Die Moderatoren geben sich in Brasilien wirklich Mühe, Fußball vorBILDlich zu erklären. Das ist sicher ein harter Job.

Demnach gibt es Fußballer, die bei dieser Weltmeisterschaft „immer zwei bis drei Wachhunde um sich herum“ haben. Auch das war mir neu. Meine Augen sind zwar nicht mehr die besten, mein Fernseher nicht mehr der schärfste – oder war es umgekehrt? Jedenfalls sind mir die Wachhunde nicht aufgefallen.

Einmal hieß es über einen jungen Mann im Trikot: „Der braucht Bälle, um seiner Mission nachgehen zu können“. Das finde ich irgendwie gemein. Da strengen sich so viele Menschen auf dem Rasen an und dann kommt einer daher und sendet seinen Mitmenschen Botschaften mit seinem Ball, um zu missionieren. Merkwürdiges Spiel.

Dabei gibt es Bälle im Fußball nur noch sehr selten. Meist ist es das Runde, das Leder oder die Kugel. Unter Kugel habe ich mir immer etwas anderes vorgestellt, eher eine Murmel. Oder müssen die sich jetzt in Brasilien die Kugel geben? Ich muss ja nicht alles verstehen. Aber dass sich die Brasilianer beim Stand von 1:1 „jetzt überlegen, ob das Spiel für sie akzeptabel ist“, das hat mich dann doch überrascht.

Was ich daraus lerne? Fußball-Moderator darf nur werden, wem es gelingt, binnen 90 Minuten möglichst wenige treffende Metaphern zu verwenden. Dann kann ich ja diesen Blog als Bewerbung verwenden.

Montag, 26. Mai 2014

RL9


Drama bei Bayern München. Wie der aktuelle Spiegel meldet, erhält Robert Lewandowski, ein Fußballspieler, der nur stürmen soll, die Rückennummer 9. Die Begründung aus, Zitat, „Vereinskreisen“ lautet: „Für uns war es wichtig, dass wir den Markenclaim RL9, den Lewandowski sich aufgebaut hat und von dem wir uns auch auf dem polnischen Markt ein gutes Wachstum versprechen, nicht zerstören.“

Das heißt auf nichtmarketingsprechbayerisch: RL9 soll also ein Markenclaim sein. So was wie „Haribo macht Kinder froh…“ oder „Spiegel-Leser wissen mehr“. Aha. Und diesen Markenclaim „RL9“ hat sich der Ballermann aufgebaut. Von „RL9“ verspricht sich Bayern München auf dem polnischen Markt ein gutes Wachstum. Wie soll „RL9“ denn wachsen? Soll daraus ein „XL9“ erwachsen?

Jok-blog hat einmal zum Thema Rückennummern recherchiert. Zwar wurden 1948 im deutschen Fußball diese Nummern eingeführt, doch die Franken vom 1. FC Nürnberg bekamen das erst 1951 mit. Damals gab es noch kein Internet. Bei jeder Startelf konnte man die Rücken von 1 bis 11 durchzählen. Das war bis 1995 so. Dann spielten sie alle verrückt, die Fußballer. Und das ist bis heute so. Die höchste Rückennummer trug Andreas Herzog, nämlich die 100. Das erlaubte ihm die Fifa zu seinem 100. Länderspiel. Die Weltöffentlichkeit bekam das aber gar nicht mit, da Herzog für Österreich gespielt hat.

Hierzulande gab es mal die Nummer 77. Die war auf dem Rücken von Andreas Görlitz, der damit 2007 für einen Verein mit dem Namen Karlsruher SC kickte. Das fand der DFL wohl ziemlich undufte und führte 2011 ein neues Rückennummerngesetz ein. Seither gilt ein Rückennummerntrageverbot jenseits der 40. Auch, wenn man älter ist. Nur wenn der Kader größer als 40 Spieler ist, dann muss fortlaufend nummeriert werden.

Ganz schön politisch, was da so auf dem Rücken der Fußballer ausgetragen wird. Und das, wo Manager beim FC Bayern München mit dem Steuern von Nummern… ach ne, da ging es um Steuernummern. Aber manch Bayernspieler soll sich ja mit Nummern-Affären durchaus auch schon in der Historie in die Schlagzeilen gebracht haben. Nein, bleiben wir anständig bei der „9“. Die hatten schon Luca Toni, Giovane Elber oder Bruno Labbadia in München. Auch Dieter Hoeneß, der steuerzahlende Bruder, hatte die 9 wie auch Gerd Müller, der mit 365 Toren in 427 Bundesliga-Spielen alle Rekorde schlug.

Die 9 hat also ein gutes Omen beim FCB. Entsprechend unentspannt soll der bisherige Nummern-Boy mit der „9“ reagiert haben: Mario Mandzukic soll sein Trikot auf den Boden geschmissen und eine Tür im Umkleideraum eingetreten haben, vermeldet wiederum der Spiegel.

Da sind doch Frauen deutlich souveräner. Nachdem die Nummern-Girls der „9“, Inka Grings (FCR Duisburg) und Birgit Prinz (FFC Frankfurt), ihren Verein verlassen haben, werden beide Vereine als Ehrbezeugung ihrer Heldinnen die Nummer 9 nie mehr nutzen. Also, RL9, hör auf IG9 und BP9.

Sonntag, 18. Mai 2014

Werbeslogans für Konfirmanden



Wie göttlich mag sich jeder Kreative fühlen, wenn sich dessen Schöpfungen in des Volkes Sprachgebrauch mischen. Wenn Geiz geil wird. Oder Technik so muss. Oder wenn man da weiß, was man hat. Da spürt man des Schöpfers Sprachkraft.

Göttlich-kreativen Zu-Spruch erwarten in diesen Wochen auch Konfirmanden - meist in Form von Bibelversen. Entsprechend findet man online Seiten ohne Ende mit Sinnsprüchen, die sich die Kreativen der kirchlichen Werbeagenturen namens Propaganda schon vor Hunderten von Jahren ausgedacht haben. Etwa: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen!“ Als Quelle wird hier Jesaja 54,10 angegeben.

Weil dieses historisch wertvolle Spruchwerk vielen jungen Menschen doch zu alt und umständlich erscheint, und sich so viel Kirchensprech einfach nicht mehr merken lässt, um es auswendig vorzutragen, findet man in den Netzgemeinden des sozialen Webs Hilferufe nach zeitgemäßem Sinnvokabular. „Wer kennt moderne Konfirmationssprüche?“, wird das weltweite Nichts gefragt. Oder, wörtlich im Q&A-Sektor der Proll-Professionals, Gutefrage.net: „Welche Automarkenslogans eignen sich als Konfirmationsspruch?“ Das ist wirklich keine Erfindung von jok-blog.

Was bedeutet das für die Werber-Community? Womöglich, dass sie den Sprücheklopfern der biblischen Schriften überlegen ist? Dann könnte sie den Konfirmanden Biblisches in Werbesprache übersetzen. Beispiele:

„Herr, tu mir kund den Weg, den ich gehen soll“ (Psalm 143,8) könnte heißen: „Come in and find out!“ (Douglas).

„Bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht“ (Psalm 36,10) könnte heißen: „Hell wie der lichte Tag“ (Osram).

„Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten“ (Psalm 50,15) könnte heißen: „Ruf doch mal an“ – „Erleben, was verbindet“ (Deutsche Telekom).

Wie aber geht man mit vorhin genanntem, äußerst komplizierten Satz- und Sinngebilde um, diesem:
 „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen!“, wie es nach Jesaja 54,10 heißt?
Ganz einfach:.„Wir machen den Weg frei“ (Volksbanken).

Also, Werber, packen wir´s an, es gibt viel zu tun. Denn nichts ist unmöglich!

Dienstag, 22. April 2014

Überraschende Einladung

Mehr als zehn Einladungen spuckte die Post heute auf meinen Schreibtisch. Darunter natürlich aufregende Ereignisse wie den Duftstar in Berlin oder den TV-Wirkungstag.

Eine Einladung stach mir aber besonders ins Auge. Auf der 20 x 20 Zentimeter fetten Pappe war das Wort "Einladung" schwarz auf schwarz eingestanzt. Beim Öffnen war ein Liebespaar zu sehen. Dazu der Text: "Partnerschaft kann sehr unterschiedliche Formen annehmen. Liebe zum Beispiel."

Von wem war diese Einladung nur? Auf den beiden aufklappbaren Folgeseiten ging es um "Geschäftspartnerschaften" und ganz grundsätzlich darum, dass es Partnerschaften wert seien, dass man sie pflege - und feiere.

Dann erst, beim nächsten Umklappen der Einladungskarte wurde verraten, worum es geht. Nicht um Parship, nicht um eine besonders eloquente Werbeagentur, nicht um den Marketing-Papst Franziskus. Die Einladung galt einem ganz besonderen Ereignis, einem echten runden Geburtstag, wörtlich: "50 Jahre Unterputz-Spülkasten".

Samstag, 19. April 2014

Top-Zuschläge für Top-Journalisten



Je renommierter ein Journalist, desto teurer die Werbung. So macht es Hürriyet. Hä?
Also, von Anfang an: Der Preis für Werbeanzeigen richtet sich in deutschen Publikationen bekanntlich nach Auflage, Reichweite und Qualität der Zielgruppe. Wenn alles normal läuft, was im Mediageschäft die Ausnahme wäre.

Einen völlig anderen Weg geht ausgerechnet die „türkische Tageszeitung“ (Eigenangabe) Hürriyet, verriet jüngst Kai Diekmann in München im trauten Kreise des VZB, des Verbandes der Zeitschriftenverleger in Bayern. Der Mann mit dem Rauschebart muss es wissen, ist er doch Chefredakteur der Bild-Zeitung beim Axel-Springer-Verlag, dessen Vertrieb Hürriyet an 30.000 Verkaufsstellen verteilt. Wahrsager und –schreiber Diekmann behauptete, dass Werbekunden bei Hürriyet mehr zahlen würden, wenn sie in der Nähe renommierter Autoren platziert wären. Für die türkischen Pendants von Leyendecker, Prantl &Co würden Top-Zuschläge gezahlt. Und Anzeigenkunden würden sich um genau deren Umfelder reißen.

Weil Top-Journalisten die Werbepreise nach oben treiben, gebe es in der türkischen Verlagswelt hoch bezahlte Transfers wie bei Fußballstars. Ausgerechnet dort wissen Verlage, was ihnen guter Journalismus wert ist. Hä?

Sonntag, 16. März 2014

Neu in Österreich: Man spricht Deutsch!



Den Österreicher an sich zu verstehen, mag nicht immer leicht sein. Nicht nur, wenn es um politische Gesinnungen geht, sondern, ganz simpel, wenn es um die Sprache geht. Denn anders als das primitive Englisch, das anspruchslose Französisch oder das völlig überschätzte Chinesisch ist das Österreichisch von elitären Austriazismen durchsetzt. Außerhalb jener außergewöhnlichen Sprachgemeinschaft führen diese diabolisch-dialektischen Syntagmen oft zu linguistischen Debakeln. Ohne das offizielle ÖWB, das Österreichische Wörterbuch, ist zum Beispiel der Deutsche in österreichischen Landen völlig lost in translation.

Hier ein kurzer Einblick in den Sprachdschungel der lieben Nachbarn: Das österreichische „Bandagist“ etwa hat nichts mit Steuerflüchtlingen zu tun, sondern ist ein Geschäft für Sanitätswaren, der „Beuschelreißer“ ist eine starke Zigarette, der „Piefke“ dagegen ist meist die nicht ganz freundliche aber oft treffende Bezeichnung für den Deutschen und „Hofer“ steht für Aldi. Wie soll da ein Ausländer, etwa ein Germane, durchkommen?

Aushilfe verschafft jetzt aber eine klug durchdachte Leserreise des Spiegel, zu finden auf einer Beilage in der morgigen Ausgabe: Der Prospekt bewirbt „Österreich“, ganze acht Reisetage, für günstige 1595 Euro. Ohne Hin- und Rückfahrt, versteht sind. Der Clou neben den vielen inkludierten Reiseleistungen wie „1 x Mittagsjause“ oder „2 x Abendessen beim Heurigen“ ist, absolut wörtlich: „Deutsch sprechende Marco Polo-Reiseleitung in Österreich“.

Montag, 10. März 2014

Kärchers Hochdruck-Logik



Das Frühlingserwachen im Schwäbischen wird im Allgemeinen dadurch deutlich sichtbar, dass die kehrenden Besen samstags die Bordsteine im Ländle zurückerobern. Nicht so in Winnenden, der Geburtsstadt der Kärcher-Technologie. Hier kärchert sich die gelb-schwarze – völlig unpolitisch gemeint – Fraktion mit Hochdruck durch die Straßen. So natürlich auch ich als wohnbehafteter Winnender.

Bei mir allerdings wurde das Frühjahrskärchern jäh unterbrochen, als ein kleines Löchlein im Hochdruckschlauch das Wasser in ungewollte Richtungen jagte. Aber im Hauptsitz des Hochdruckreaktors eilte ich natürlich am Samstag sofort zur Zentrale. Dort gab es – wie auch im benachbarten Obi Baumarkt – durchaus Ersatz: Das kleine Schläuchlein sollte 89,99 Euro kosten. Mein relativ billiger Unterschichtenkärcher hat aber lediglich 59 Euro gekostet. Und das Volkskärchermodell K2 gibt es sogar noch zu diesem Preis. Inklusive Hochdruckschlauch.

Kurzerhand ließ ich mich überreden, einen Luxuskärcher im Wert von 299 Euro zu ordern – und würde ich meinen völlig intakten schlauchlosen Altkärcher zurückgeben, bekäme ich sogar noch 20 Prozent Rabatt. Also exakt so viel Rabatt, wie mein Kärcher einst gekostet hatte. Im Prinzip kriege ich also den Neupreis zurückgekärchert. Indem ich kräftig draufzahle. Kapiert?

Sonntag, 2. März 2014

Wie TUI eine Redaktion bucht



Eigentlich ist es eine Meldung, die die Welt nicht groß interessiert, doch sie hat Zündstoff: TUI Cruises, der Kreuzfahrtanbieter des Touristikkonzerns, hat pitchen lassen, sich also für eine neue Agentur entschieden, die sich um Werbemaßnahmen kümmern soll. Werbung, die für gewöhnlich gebucht wird, so wie auch Reisen gebucht werden können. Das Buchen hat normalerweise mit dem Bezahlen zu tun.

Nicht unbedingt für TUI Cruises. Buchen, Bezahlen, Bestechen? In der Kommunikationsabteilung des Schifffahrtunternehmens könnten womöglich unterschiedlichste Begrifflichkeiten synonymisiert werden. Wörtlich hieß es von TUI Cruises, als es darum ging, die „Marketingstrategie mit neuer Agentur gern exklusiv“ zu verkünden: „Voraussetzung dafür wäre, dass uns die Kollegen (…) schriftlich bestätigen, dass (…) auf mindestens einer halben Seite bis einer Seite über TUI Cruises berichtet wird.“ TUI Cruises möchte also Redaktion buchen, um es vorsichtig auszudrücken.

Natürlich haben wir bei W&V sofort abgesagt. Keine Redaktion lasse sich auf solche dirty Deals ein, keine Redaktion lasse sich kaufen, auch unsere Wettbewerber nicht. Dachte ich.

Doch TUI Cruises hat exklusiv bewiesen, dass deren Strategie aufgeht. Journalismus bekommt auf diese Weise eine völlig neue Bedeutung (slosigkeit). Eisberg in Sicht, volle Kraft voraus!

Dienstag, 11. Februar 2014

Herzschmerz zum Valentinstag


Deutschlands Kreativität beginnt mit dem Herzen. Da kündigt sich der Valentinstag an – und in allen Marketingabteilungen des Landes werden mach investigativen jok-blog-Recherchen die exakt gleichen Gespräche geführt:
Marketingchef oder –chefin: „Kreative, bald ist Valentinstag. Wie profitieren wir davon?“
Kreativchefin oder –chef: „Wir bieten alle Produkte in Herzform an!“
Marketingmensch: „Was für eine coole Idee. Das machen wir!“

Und so geht einem natürlich das Herz auf, in den drögen Gängen der Supermärkte, weil in diesen Tagen nicht nur MonCheri, Ferrero Rocher oder Raffaello in Herzfom angeboten werden, sondern auch ein herziger Fertigkuchen (380 Gramm “Hab Dich lieb-Konditortorte“), herzlichste Eispackungen (Cristallo Eisherzen), die Herzflasche des Eierlikörs Verpoorten (200 ml), Pizza Amore der Firma Hasa, aber auch herzförmiger Schnittkäse mit 50 Prozent Fettanteil in der Herz-Geschenkpackung, herzhafte Gelbwurstscheiben oder liebevoll-stinkige Camembert-Herzen mit Dip von Prestige. Alles in Herzform. Selbst eine Spiegeleipfanne wird bei Netto in Herzform angepriesen.

Was für kreative Herzensbrecher! Fehlt nur noch, dass auch Zeitungen in Herzform erscheinen, Autos oder Klobürsten. Dann ist der kreative Herz-Infarkt garantiert.

Sonntag, 2. Februar 2014

Cosmopolitan mit Pups-Beratung



Wie sie sich „das sexy Prickeln zwischendurch holen“, was „sogar im Büro klappt“, oder wenn sie etwas über die „Pimmelperspektive“ erfahren wollen, dann könnten die Leserinnen der Februar-Ausgabe von Cosmopolitan durchaus befriedigt werden. Doch in jener aktuellen Ausgabe wird mutig ein allzu menschliches Thema aufgegriffen, das meist tabuisiert wird: Winde. Oder, etwas restingierter ausgedrückt: Pupse.

Auf einer gesamten redaktionellen Seite wird unter der Rubrik „Gegenwart & Lebensart“ ein „Spezial-Schlüpfer“ vorgestellt, der unangenehme Gerüche filtern soll. Wörtlich wird beschrieben: „Das innovative Höschen katalysiert den Pupsgeruch – er wird von einer Kohlefaserschicht namens Zorflex einfach absorbiert.“ Der britische Unterwäschehersteller Shreddies habe das Wunderwerk für die Menschheit entwickelt. Vor einem „kleinen Restrisiko“ warnt die Cosmopolitan-Redaktion aber ihre hochgeschätzte Zielgruppe sicherheitshalber: „Die Unterwäsche ist nicht schalldicht.“

Unmittelbar vor diesem duften journalistischen Highlight führt eine Anzeige des Fernsehsenders Vox wohl eher unfreiwillig auf das brisante Thema hin. In riesigen Lettern heißt es auf der Anzeige vor dem Anti-Pubs-Schlüpfer: „Da ist etwas Geniales im Anzug“.

Dienstag, 21. Januar 2014

Preiswahn bei Asos: Stammkunden zahlen mehr!



Was lassen sich Unternehmen alles einfallen, um Kunden zu ködern – und wenn sie diese dann an der Angel haben, auf ewig zu binden. Kundenbindungsprogramme nannte man die Idee früher, als Marketingverantwortliche noch eine ordentliche Ausbildung hatten und deren Chefs Wert auf Marketingwissen gelegt hatten. Doch das ist eine andere Geschichte.


Im Jetzt und Heute gibt es natürlich ganz andere Möglichkeiten als dämliche Kundenbindungsprogramme. Targeting und Re-Targeting gehören in den Wortschatz eines jeden so genannten Markentingentscheiders, aber auch Behavourial Targeting oder sonstige Targenichts und Tricks technischer Art. Das hat auch der Versender modischer Mädchenlockstoffe, das Label Asos, erkannt.

Bei Asos gab es einen Marketingprofi, der dachte sich, wie zeig ich es meiner Stammklientel mal so richtig? So schickte Asos eine Mail nur an seine ziemlich besten Freundinnen und Kundinnen heraus. Mit einem Wahnsinnsangebot: 40 Prozent Rabatt auf alles. Dieser Mega-Deal gelte allerdings nur die nächsten zwei Tage lang. Was für ein Druck da aufgebaut wurde.

Mit Sicherheit orderte die Stammfrauschaft unter den besten Kundinnen, was das Zeug hielt. 40 Prozent, das darf man sich nicht entgehen lassen. Wer es sich aber doch entgehen hat lassen, der hatte dann am Ende, nein,  nicht Pech gehabt. Der hatte sogar allen Grund zur Freude: Denn nach Ablauf der beiden Tage mit dem 40-Prozent-Rabatt gab es ein Angebot für die gesamte Menschheit, egal ob Stammkunde oder nicht: 50 Prozent auf alles!

„Wieso denn ausgerechnet unsere allerbesten Kundinnen all ihre Asos-Pakete wieder unverschlossen zurückgeschickt haben“, dürfte sich der Marketingobermensch gefragt haben. Womöglich wird jetzt die Marktforschung bemüht, werden die Agenturen alle strammstehen müssen und ihre kreativen Ergüsse verteidigen. Dabei ist Marketing doch manchmal so einfach. Einfach menschlich - und irgendwie nicht immer nur billig.