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Sonntag, 23. Dezember 2012

Eine Weihnachtsgeschichte


Die Lebenserwartung des Mannes im afrikanischen Staat Kamerun liegt bei 53,82 Jahren, die Frau darf zwei Jahre länger leben. Das hat uns die Financial Times Deutschland einen Tag vor ihrem eigenen Ableben verraten. Was einen traurig stimmen kann.

Aufgrund der Sonderbeilage über Kamerun, die der FTD beilag, fiel mir eine
längst vergessene Geschichte ein: Einst lebte ich in einem Studentenwohnheim, in dem auch ein Kommilitone wohnte, der zuvor einen langen Auslandsaufenthalt in Kamerun verbringen durfte. Was zur Folge hatte, dass aus seinem Zimmer stets afrikanische Musik schallte, zuweilen reagierte er sich auch auf trommelartigen Gegenständen ab. In die Gemeinschaftsküche schmuggelte er überraschendste Gewürze ein. Was kein Fehler war, im schwäbischen Tübingen.

Kurz vor Weihnachten, da packte der Kamerunstudent all seine Sachen ins Auto, um zur Familie heimzufahren, Driving Home For Christmas. Einen wunderschönen afrikanischen bunten Korb mit Deckel vergaß er einzuladen. Dieser stand nun da, zufällig exakt vor der Eingangstüre des Hausmeisters.

Natürlich freute sich die Hausmeister-Familie darüber, dass ihnen die Studenten ein Weihnachtsgeschenk überbracht hatten. Womöglich war es ein ganz besonderes Geschenk von dem Studenten, der in Kamerun war. Der fröhliche Korb wurde liebevoll unter den Weihnachtsbaum gestellt – bis zum Heiligen Abend. Da öffneten ihn die lieben Hausmeistersleute inmitten der Geschenke – und waren entsetzt: Alte Socken, dreckige Unterhosen – und das zu Weihnachten. So etwas Unverschämtes hatten sie noch nie erlebt.

Währenddessen wunderte sich der Kamerunstudent, wo er denn seinen Korb mit der Dreckwäsche gelassen hatte. Auf seine Lebenserwartung könnte sich solch eine Episode natürlich negativ auswirken. Na denn, frohe Weihnachten!

Sonntag, 25. November 2012

Todesmutige Anzeige


Unternehmen schenken ja gerne mal zum Ableben eines ehemaligen Mitarbeiters ein paar tröstende Worte in Form einer Anzeige. Echt lieb. Wer in diesen Tagen das Trauerspiel zum Tod Albert Cramers verfolgt hat, dem Seniorchef der Brauerei Warsteiner, mag sich darüber gewundert haben, dass die Biermarke mit dem kompletten Werbeslogan trauerte. So hieß es am Ende der Todesmeldung ganz wahrhaftig: „Das einzig Wahre – Warsteiner“.

Sollte der Vorstoß des Brauers Schule machen, werden Todesanzeigen zukünftig noch unterhaltsamer sein. Ob es den Verstorbenen gefällt oder nicht. Wie mag es wirken, wenn man in der Kiste liegt und der ehemalige Arbeitgeber mit „Quadratisch. Praktisch. Gut“ kondoliert? Oder mit „Nicht immer, aber immer öfter“. Auch Ikeas „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ käme ziemlich schräg daher. Oder: „Da weiß man, was man hat“ (Persil). Nicht besser wäre Datevs Slogan „Zukunft gestalten. Gemeinsam“ oder auch der von Geo: „Die Welt mit anderen Augen sehen.“

Gut, dass die Warsteiner-Dichter nicht bei AOL gearbeitet haben. Da hätte sich mancher im Grab umgedreht: „Ich bin schon drin…“

Samstag, 10. November 2012

Goldenes Lenkrad statt Mauerfall


Deutschland am 9. November 1989, die Mauer fiel – wo aber war eigentlich West-Berlins Regierender Bürgermeister Walter Momper zu diesem historischen Zeitpunkt? Jok-blog hat 23 Jahre lang mühevoll recherchiert und es jetzt lückenlos für die Weltöffentlichkeit exklusiv herausgefunden: Momper hat gefeiert. Und sich schon Monate zuvor zu dieser Feier als Gast angemeldet gehabt. Nachweislich. Momper war eigentlich unmittelbar an der Mauer, ganz oben im Hochhaus des Axel Springer Verlags, im Journalistenclub.

Gerade war das Goldene Lenkrad verliehen worden, damals, 1989, eine Veranstaltung, zu der traditionsgemäß die obersten Autobosse kommen, um eine der Trophäen für eines ihrer Fahrzeuge entgegenzunehmen. Nach der Verleihung floss wie gewohnt der Champagner im altehrwürdigen Journalistenclub, quasi im Himmel über Berlin. Von hier oben sah der Blick über die Stadt am Abend stets sehr zweigeteilt aus. Die große Fensterfront zeigt gen West-Berlin, man sah eine leuchtende Großstadt. Gegenüber war es relativ dunkel, der Osten.

Doch in jener Nacht sah das Bild anders aus. Da war die Action an der Mauer. Momper & Friends sollen aber erst einmal nichts davon mitbekommen haben. Handys gab es noch nicht. Der Axel Springer Verlag war jedoch als Zentrum der Nachrichten auf dringende Mitteilungen eingestellt. Und so kommunizierten die Mitarbeiter über Lautsprecher im Journalistenclub, dass die Mauer gefallen sei. Das hatte dennoch zunächst wohl keiner verstanden. Erst akustisch nicht, dann fehlte allein der Glaube. Momper fuhr dann aber sofort zum Sender Freies Berlin und anschließend ins Rathaus, die anderen Gäste des Goldenen Lenkrads, das fast auf den Tag genau in dieser Woche wieder dort verliehen wurde, gingen sofort runter auf die Straße, heißt es. Um zu feiern: Wir sind das Volk – statt Goldenes Lenkrad.

Freitag, 2. November 2012

Edeka: Wir lieben Alkohol!


Liebe geht gerne mal durch den Magen, das ist bekannt. Das ist auch dem Lebensmittelhändler Edeka bekannt, dem es gelungen ist, sich endlich vom verstaubten Rudi-Carrell-Image der 70er Jahre zu lösen, mit einer Liebeserklärung, die von den Kreativen der Hamburger Agentur Grabarz & Partner stammt: „Wir lieben Lebensmittel.“

Obgleich die Kampagne mit Spots wie Bub-an-der-Käsetheke oder Mann-lässt-sich-über-Wein-beraten als eine der erfolgreichsten Werbeauftritte der vergangenen Jahre gilt, wechselte Edeka in diesem Jahr zur Agentur Jung von Matt. Wirkt für Außenstehende wie eine treulose Liebe. Egal, darum geht es hier nicht.

Hier geht es darum, wie liebevoll Edekas Slogan im aktuellsten Prospekt platziert wird. Und zwar auf der Rückseite des Werbepapiers: „Wir lieben Lebensmittel“ bezieht sich hier nicht auf Käse, Fleisch, Fisch oder Brot, sondern auf einen ganz besonderen „Super-Knüller“, eine Spirituose, die mit einem Alkoholanteil von 35 Prozent als rumartig eingestuft wird und auf den Namen Captain Morgan hört. Edeka liebt Bölkstoff. Und liebt alle, für die eine Rummarke nichts anderes ist als – ein Lebensmittel. Schließlich geht auch Rum durch den Magen.

Samstag, 27. Oktober 2012

Werbespruchverordnungsbeschlussregelung

Die Politik lässt sich zuweilen merkwürdige Dinge einfallen, um die Menschheit vor Irrungen und Wirrungen zu schützen. Vor allem vor denen der geheimen Verführer der Werbeindustrie. So tritt Mitte Dezember die Verordnung unter dem 007-artigen Agentennamen EG Nr. 1924/2006 des Europäischen Parlaments in Kraft: die Health-Claims-Verordnung, zu Deutsch „Gesundheitsbehauptungen-Verordnung“.

Dabei geht es vor allem um die staatliche Genehmigung von Werbesprüchen für Lebensmittel. Wörtlich heißt es zum Beispiel, dass Verbraucher in der EU „vor irreführenden, wissenschaftlich nicht belegten Angaben bzw. irreführender Werbung zu besonderen gesundheitsfördernden und/oder krankheitsverhindernden Eigenschaften von Lebensmitteln geschützt werden“ sollen. Nährwert- und gesundheitsbezogene Aussagen über Lebensmittel müssen wahr und belegbar sein. Klingt gut, oder?

Seit sechs Jahren quält sich die EU-Kommission mit inzwischen 44.000 eingereichten Claims herum, mehr als 1.600 Werbeaussagen wurden verboten, stolze 222 Sprüche sind erlaubt. Die erste genehmigte Angabe auf dieser Positivliste beschäftigt sich mit „Aktivkohle“. Man darf damit werben, dass sie – Zitat – „gegen exzessive Blähungen nach dem Essen wirkt“. Die Werbeindustrie freut sich über solch eine Erlaubnis.
Von zahlreichen Wasser-Claims blieben bislang nur zwei übrig: Wasser diene der Erhaltung normaler körperlicher und kognitiver Funktionen sowie der Regulierung der Körpertemperatur. Doch dürfen Werbesprüche mit diesen Aussagen nur eingeschränkt verwendet werden, nämlich nur für Mineral-, Tafel-, und Leitungswasser. Nicht aber für Tee.

Während probiotische Sprüche im Zusammenhänge mit Joghurts verboten wurden, ist erlaubt worden, dass der Digestif Underberg „weltweit im Dienste des Wohlbefindens“ unterwegs sei, „appetitanregend“ und „verdauungsfördernd“, so ein Urteil des OLG Stuttgart vom 3. Februar 2011.

Das Problem der Health-Claims-Verordnung: All die Werbesprüche müssen vor Verwendung wissenschaftlich nachgewiesen sein. Das Gesetz wäre ja dann in Ordnung, so sagte es in etwa Peter Loosen als Rechtsanwalt in Sachen Lebensmittelrecht auf den Münchner Medientagen, würde es auch für Politiker gelten. Denn dann müssten die Wahlversprechen vor einer Wahl wissenschaftlich geprüft werden, ob diese auch haltbar sind. Vermutlich wäre damit Wahlwerbung auf einen Schlag komplett verboten.

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Für wie blöd H&M seine Kunden hält


Ab morgen ist es Anna Dello Russo, die in 140 H&M-Shops weltweit mit ihrer Design-Kollektion Kunden anlocken soll. Mit der Idee, Massenmode mit Star-Designerware zu verkuppeln, startete H&M im Jahre 2004. Karl Lagerfeld wagte sich als Erstes in die Fast-Fashion-Shops, dann folgten fast ein Dutzend prominenter Modeschöpfer wie Stella McCartney (2005) oder zuletzt Versace (2011) und Marni (2012).

Eine ziemlich kluge Marketingstrategie – aus Sicht von H&M. Aber auch für eine „Nicht-Designerin“ – Selbsteinschätzung im Vogue-Interview – wie Anna Dello Russo, 50-jährige Italienerin, die sich als japanische Vogue-Chefin selbst „Stylistin und Redakteurin“ nennt.

Für ziemlich dumm aber scheint H&M seine Kunden zu halten. Denn wer auf die Homepage des schwedischen Modehändlers geht, erhält merkwürdige Hinweise unter der Rubrik „So kaufen Sie ein“: Im ersten von sieben Tipps heißt es, dass H&M mit großem Andrang rechne und empfiehlt: „Bitte folgen Sie den einfachen Schritten, um Ihren Einkauf leichter zu machen“. Die Spannung steigt.

Tipp zwei besagt, dass jeder Kunde nur einen Artikel je Modell oder Art kaufen kann. „Damit so viele Kunden wir möglich Artikel aus der Kollektion (…) erwerben können.“ Um diese Lex Ha-und-Emma verstehen zu können, wird Tipp zwei als Tipp vier wiederholt. Mit dem Zusatz: „Bitte beachten Sie, dass ein Platz in der Warteschlange nicht unbedingt den Kauf eines Artikels aus der Kollektion garantiert.“

Auf die ebenso tiefgründigen Tipps fünf bis sieben – etwa die „Auswahl des Geschäfts“ – wollen wir hier nicht weiter eingehen. Wohl aber auf Tipp drei, der für die deutsche Shoppinglandschaft geradezu bahnbrechend ist. Er heißt: „Bitte anstellen“. Vor allem, „wenn Sie schon vor Geschäftsöffnung eintreffen“ sollten.

Sollten H&M-Kunden diese sieben Punkte am Ende immer noch nicht verstanden haben, hilft H&M vor Ort. In der Warteschlange (sic!) „sagen unsere Mitarbeiter dann, wie Sie einkaufen können.“

Samstag, 29. September 2012

Douglas überrascht als Box-Meister

Werbung, die sich unverlangt im Briefkasten mit persönlichen Briefen vermengt, wird meist nicht unbedingt vom Verbraucher gewürdigt und schon gar nicht geliebt. Verteilen also zum Beispiel irgendwelche Händler irgendwelche Proben von Schönheitsmachern an irgendwelche Haushalte, kommt es sicher mal zu einem Aufschrei – nicht aber vor Freude, sondern vor Empörung.

Anders bei den „immer neu zusammengestellten Beauty-Überraschungen, die Douglas jeden Monat an registrierte Kunden versendet“, wie die Hagener Parfümeriekette formuliert. Denn Douglas verschenkt die „aktuellen Highlights aus der Welt der Schönheit“ nicht, die Kunden „kennen lernen und testen können“, sondern verkauft sie. Vier so genannte Luxusproben aus den Bereichen Düfte, Pflege und Make-up, wie Douglas verspricht, „sowie einen 10%-Gutschein für den Nachkauf eines der Produkte in Originalgröße“. Ach ja, ein Produkt in Originalgröße ist im Preis von zehn Euro auch noch dabei. In einer Box, die im Abo monatlich verschickt wird – nur nach freiwilliger Registrierung.

Diese Idee hat das Marketing „Douglas-Box-of-Beauty“ getauft. Ob sie funktioniert? Zehn Euro für vier Warenproben und ein Produkt? Da ist ja fast jedes Zeitschriften-Abo inklusive Warenproben günstiger. Ja, das Abo-Modell mit den Proben funktioniert sogar viel besser, als sich Douglas selbst erhofft hatte. Der nach Eigenangaben „Parfümeriemarktführer Europas“ hat nach 40.000 Abos (unbestätigte Schätzung) den Riegel vorgeschoben. Wer auf die Douglas-Seite klickt, sieht einen roten Button mit der Aufschrift: „Zurzeit kein Abo verfügbar“.

Es zeigt sich einmal mehr: Was nichts kostet, ist nichts wert. Das gilt selbst für Warenproben…

Sonntag, 23. September 2012

Wie sich American Express entschuldigt

Social-Media-Plattformen wie auch dieser Blog werden gerne mal für Bashing von Unternehmen strapaziert. In der Regel melden sich Unternehmen daraufhin nie. Selbst, wenn Ihnen Betrugsversuche oder sonstige harte Vorwürfe wie "die Lüge mit dem Kostenstopp" gemacht werden.

Auf Facebook sind Unternehmen deutlich professioneller unterwegs, wie die Fachzeitschrift W&V jetzt in einem großen investigativen Test unter 30 Firmen bewiesen hat. Drogerieking Rossmann etwa brachte das via Facebook defizitäre Haarmittel augenblicklich in eine Münchner Filiale und hinterlegte es dort. Wow!

Umso überraschender ist, dass American Express wohl auch Blog-Einträge scannt, um Kundenerfahrungen zu sammeln und darauf zu reagieren. So landete ein zweiseitiger persönlicher Brief in meinem Briefkasten, der Bezug auf folgenden Blog-Eintrag nahm: "American Express verhört seine Kunden".

In dem Schreiben wird "sehr bedauert", dass "Sie (...) mit unerwarteten Unannehmlichkeiten und Wartezeit konfrontiert wurden." Amex dokumentiert, dass der Vorgang in jenem italienischen Geschäft überprüft worden sei. Das Verfahren diene dazu, Kunden vor etwaigen Betrugsfällen zu schützen. "Die Sicherheit der Daten unserer Kunden hat für uns höchste Priorität."

Klar enthält der Brief einige Standardsätze. Doch irgendwie liest sich das fast schon ehrlich, wenn Servicechef und Geschäftsleitung von American Express formulieren, dass außer Frage stehe, seine Karteninhaber nicht in unangenehme Situationen bringen zu wollen. "Ihre Beschreibung lässt jedoch vermuten, dass der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin etwas übereifrig zu Werke ging und die Erledigung damit übermäßig viel Zeit in Anspruch nahm." Auch dafür entschuldigte sich der Kartenbetreiber.

Auch wenn jok-blog gerne kritisiert, hier muss man mal fair sagen: Lob!

Donnerstag, 20. September 2012

documenta ist documenta ist schrott


Kassel ist Kunst. Zumindest alle fünf Jahre. Wenn die Documenta für 100 Tage ihre Tore öffnet. Danach ist Kassel wieder still, leise, zugesperrt. So wie jetzt wieder.
Doch vor wenigen Tagen noch, da ging es ab, in Kassel. Hier eine Documenta-tion:

Hauptbahnhof, der ehemalige, der sich jetzt Kulturbahnhof nennen darf. Klingt in Kassel nach Kulturbeutel. Kein Hinweis in Sichtweite, wo es zur Documenta geht, dem weltweit größten Kunstereignis.

Ein Polizist.
„Können Sie mir sagen, wo die Documenta ist?“ Der Polizist lacht. Seine Begleiterin lacht auch. Uniformiertes Lachen im Bahnhof von Kassel.
Dann die Antwort als raffinierte Gegenfrage: „Die Documenta?“
Pause.
„Die Documenta, die ist überall. Die ist im Nordflügel, die ist im Südflügel, die ist in der ganzen Stadt.“
Wieder eine Pause.

Dann kommt der Polizist ganz nah heran, flüstert geheimnisvoll: „Wissen Sie, es ist so hier: Wenn Sie hier irgendwo in der Stadt einen Schrotthaufen sehen, dann sind Sie da. Dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass es die Documenta ist.“

So gesehen ist tatsächlich die ganze Stadt Documenta. Immer.

Samstag, 15. September 2012

Streng geheim: Kölner Logi(sti)k

Es ist ein Geheimtipp in Köln, das Restaurant, zu dem alle hingehen. Der Name soll hier auch geheim bleiben. Und so strömten Massen von Gästen zu dem Geheimtipp an den Abenden der Kölner Megamedienmenschenwoche, in der sowohl Radioday als auch die Onlinemarketingmesse Dmexco mit 22.000 Besuchern stattfanden. Besonders beliebt in jenem Restaurant sind indische kulinarische Finessen – aber auch die legendäre Thai-Suppe.

Der große Stress in der Küche des Geheimtipp-Restaurants blieb aber aus. Trotz der vielen Gäste. Wie immer dort. Denn „Chef“ steht dort nicht für „Koch“, sondern wirklich für Chef. Und der organisiert das Essen. Er kocht nicht, er lässt kochen. Und zwar einige Gebäude weiter. Ein indischer Imbiss versorgt das nahe Geheimtipprestaurant gerne per Call, ein weiterer Thai-Snack sorgt für die scharfe Brühe. In geheimer Mission.

Dass sich der Preis durch das Umschütten von Alupack auf Porzellan mehr als verdoppeln soll, bleibt aber bitte auch streng geheim!

Donnerstag, 9. August 2012

Skurrile Jobs zu vergeben

Es wird eng auf Deutschlands Visitenkarten, vor allem in der Werbebranche. Früher gab es noch Texter, Grafiker oder Kontakter. Punkt. Heute muss es mindestens ein "Senior Manager Market Intelligence Dialogmarketing" sein, blickt man in die aktuellen Stellenangebote der Werbefachzeitschrift W&V.


Seltene Job-Offerte: Nachfolger gesucht.
 Ein Kollege von mir, Berufsbezeichnung Redakteur, wies mich auf eine Liste hin, auf der die Top 12 der lächerlichsten Job-Titel im Social Media genannt sind. Hier per Klick zu finden. Darunter prahlen Bezeichnungen wie "Public Happy Maker", "Community Data Guerilla" oder auch "Chatter Monkey". Auf Platz 1 ist der "Web Alchemist".

In einer beschaulichen Kleinstadt im Schwäbischen, dort, wo die Welt noch in Ordnung scheint, da wird in diesen Tagen eine völlig andere Art von Stelle ausgeschrieben. Auf einer halbseitigen Offerte im örtlichen Amtsblatt. Gesucht wird derjenige, der seinen Vorgänger ersetzen soll, nämlich der "Nachfolger" oder eine "Nachfolgerin". Passt auf Visitenkarten. Bringt Aufmerksamkeit. Darauf ist noch nicht einmal die Kreativbranche gekommen.

Mittwoch, 1. August 2012

Tchibo verspricht Katastrophen-Urlaub

An was denken Reisende wohl, wenn sie „Titanic“ hören? Ja, womöglich an einen untergehenden Luxusdampfer. Woran denken sie, wenn sie die „Concorde“ buchen können? Ja, wahrscheinlich an ein abstürzendes Flugzeug, das inzwischen aus dem Verkehr gezogen wurde. Nicht so bei Tchibo-Reisen.
In einem aktuellen Ferienprospekt „Das gibt es nur bei Tchibo“ ist sowohl ein Aufenthalt auf der Titanic, als auch in der Concorde buchbar. „All Inclusive“, wie makabererweise versprochen wird. Der Gag des Reiseanbieters: Titanic, Concorde oder auch die Arche Noah sind sogenannte Erlebnishotels.
Die stehen in der Türkei herum und wurden in ihrer gigantischen Architektur einem Kreuzfahrtschiff, einem Überschallflugzeug oder einer Arche nachempfunden. „Entspannen Sie an Bord des berühmten Luxusliners Titanic oder der Concorde, der Königin der Lüfte“, wirbt Tchibo, „Pure Erholung an Bord der Concorde“. So stellt man sich ewige Ruhe vor.
Da ist es absehbar, dass demnächst von Tchibo-Reisen in der Türkei auch Erlebnishotels wie „World Trade Center“ oder „Space Shuttle Challenger“ angeboten werden. Zum Totlachen. Oder, wie Tchibo postuliert: „Machen Sie die schönste Zeit des Jahres zu einem besonderen Erlebnis!“

Sonntag, 15. Juli 2012

Sonderangebote für Einbrecher

Beim Vertrieb von Saisonartikeln denkt man an Weihnachten, Ostern oder Sommersachen. Der Billighändler Norma hat einen völlig neuen Markt aufgetan. In seinem jüngsten Prospekt bewirbt der vermeintliche Unterschichtenladen ganz besondere Ware, die ab diesem Montag angeboten wird. Es ist ebenfalls eine Art von Saisonartikel: Einbrecherhilfen.

Ferienzeit ist bekanntermaßen Hochsaison. Für Diebe und Einbrecher. Und um ihnen die entsprechende Ausstattung rechtzeitig anbieten zu können, unmittelbar vor den großen Ferien, verkauft Norma zum Beispiel Glasbohrer-Sets für 5,99 Euro. Oder, noch besser, einen Glasschneider, "zum Schneiden von Glas", wie der Prospekt überraschungsfrei bestätigt, "inklusive Brechvorrichtung", zu knapp zwei Euro. Besonders empfehlenswert ist aber auch der vierteilige Stemmhebelsatz aus gehärtetem Werkzeugstahl, mit dem sich vermutlich fast jedes Fenster knacken lässt, falls der Glasschneider mal versagen sollte.

Die Serie heißt "Kraftwerkeuge". Das also versteht man unter Norma-tiefer Kraft.

Samstag, 14. Juli 2012

American Express verhört seine Kunden

Die Freiheit nehm ich mir, sehr gerne sogar, zumal im Urlaub, wenn auch nicht mit der Kreditkarte von Visa, sondern mit der von American Express, wenn ich shoppen gehe. Männer gehen ja gerne einkaufen, wenn es um Bau- oder Media-Märkte geht. Weniger gerne, wenn es darum geht, neue Hosen anzuprobieren.

Gerät man dann aber in Kauflaune, so jüngst eines Nachmittags in Italien, dann wird die Karte schon gereizt. Bei mir schien es so, dass Amex gereizt war, da ich die Karte lächerliche vier Mal in Reihe ausgespielt hatte. Denn dann funktionierte sie nicht mehr. Auf dem Scontrino, dem Kassenbon, wurde mein Zahlungsvorgang als "abgebrochen" angezeigt, rote Warnlampen gingen an, Sirenen schrien auf, die Carabinieri stürmte den Laden... So kam es mir jedenfalls vor, als es zu diesem unfreiwilligen Interruptus kam und auf dem Keinkassenbon eine Telefonnummer genannt war, die ich anrufen müsste. Gut, dass die reizende italienische Verkäuferin noch nicht gereizt war.

Ich wählte die Nummer mit italienischer Vorwahl, ging nicht. Ohne italienische Vorwahl, ging nicht. Mit deutscher Vorwahl, ging nicht. Dann übernahm die Verkäuferin. Hinter mir bildete sich in dem Hosenladen eine Schlange (honi soit...). Die Verkäuferin wählte mit ihrem Telefon und schon war der freundliche Amex-Computer dran. Leider sprach er besser italienisch als ich. Meine Sprachkenntnisse begrenzen sich auf die Bestellung einer Pizza mit anschließendem Cafe. Und dem Bezahlen einer Hose mit Kreditkarte - aber nur, wenn diese funktioniert.

Also übernahm abermals die Verkäuferin. Gezielt drückte sie eine Null, folgte den Instruktionen des sprachbegabten Computers, drückte dann eine Eins, später wieder irgendwas, bis sie mir den Hörer reichte. Die Schlange hinter mir wurde länger und länger, die Kasse war durch meinen Fastkaufvorgang blockiert. Ich hörte im Hörer ein leises Englisch, das sich ziemlich italienisch anfühlte. Wie ich heißen würde. Das wusste ich. Wo ich wohnen würde. Auch damit kam ich klar. Wann ich geboren sei. Wieder gelang mir die Antwort.

Die Menschen hinter mir wurden langsam unruhig. Schimpften schon auf mich. Doch ich durfte mich nicht ablenken lassen. Die Prüfungsaufgaben von American Express wurden anspruchsvoller. Wo ich im Februar übernachtet habe. Keine Ahnung. Berlin vielleicht? Oder Hamburg? Ich wusste es nicht. Wie das Hotel in Köln hieß. Ich fragte wann und wusste es ebenfalls nicht. Seit wann wir in Italien wären, was ich mit der Kreditkarte gekauft hätte, ob ich mal - vor vielen Monaten - in London ein Frühstück hatte. Und wo es war.

Mir war klar: Entweder wurde in Italien gerade eine Neuauflage von "Das Leben der Anderen" gedreht, die Stasi wurde modern durch Amex ersetzt - oder ich war mitten in einer italienischen Ausgabe von "Verstehen Sie Spaß?". War ich aber nicht. Es war ein Verhör, in dem ich kläglich versagte, weil ich mein eigenes Leben nicht kannte. Weil ich zu wenig über mich selbst wusste. Mit dem Ergebnis: Die Karte wurde wieder freigeschaltet.

Bezahlen sie einfach mit ihrem guten Namen, dichtete die Agentur Ogilvy & Mather einst im Jahre 1984. Neunzehnhundertvierundachzig? Das kann kein Zufall sein. Big Brother is watching me...

Donnerstag, 12. Juli 2012

Die Tricks mit der Bettensteuer

Was haben sie gemeinsam, die Städte Bochum, Duisburg, Osnabrück und Moers? Richtig, sie gehören zu den 22 Städten Deutschlands, die von ihren eigenen Übernachtungsgästen eine Bettensteuer verlangen. Was mögen jene kommunalen Bettenlagerer jetzt dumm aus der Bettwäsche gucken, wo ihnen heute das Bundesverwaltungsgericht diese pauschale Gutenachtgeschichte gestrichen hat - zumindest für Geschäftsreisende.

Diese Schlafstrafgebühr von meist einem bis drei Euro mag nicht hoch erscheinen. Zumal sie für so schläfrige Städte wie Bochum und Suhl gerechtfertigt sein könnte. Oder sind das Orte, die einem den Schlaf rauben? Albträume.

Die Bettennutzungsgebührenverordnung gibt es auch im Ausland in lustigen Varianten. Rom etwa hat sich Folgendes für seine Touristen ausgedacht: Je länger sie bleiben, desto mehr kostet jede einzelne Nacht. Una Notte speziale kostet einen Euro. Nächtigt man gar zehn Mal, zahlt man drei Euro - und zwar für jede Nacht, macht 30 Euro pro Person oder 120 Euro für eine Familie mit zwei Kindern. Von wegen Ewige Stadt.

Noch fantasievoller zeigt sich Cannes in Südfrankreich. Quartiert man sich dort für eine einzige Nacht ein, etwa während der Werbefestspiele, muss man fremdenfreundliche 80 Cent berappen. Doch weil Cannes nicht will, dass man nur eine Nacht weilt, muss jeder Gast den Hotelpreis für mindestens zwei Nächte zahlen. Eine Nacht in Cannes gibt es also nur zum Preis von zwei.Immerhin: Die Bettensteuer bleibt brav bei 80 Cent.

Mittwoch, 4. Juli 2012

Betriebsrat setzt sich für Highheels ein

Es sind die echt fiesen Themen, die durch die Verlagswelt geistern, das Leistungsschutzrecht etwa, die schleichende Auflagenerosion, drohender Stellenabbau hie und da, fallende Absätze. Nein, nein, nein, da mögen sich Fachfrau und Fachmann täuschen, die echten echt fiesen Themen sind ganz andere, wie meine Kolleginnen und Kollegen der W&V nebenbei in ihrem investigativen Tun erfuhren. Obwohl, mit fallenden Absätzen hat es durchaus zu tun.

So soll es bei der Betriebsratsversammlung der Burda Style Group etwa um die Rettung der Highheels gegangen sein. Denn vor dem Verlagsgebäude lauert - echt fies eben - aggressives Kopfsteinpflaster als Absatzfalle, wie W&V via Facebook ans Licht der Öffentlichkeit bringt. Da bedürfe es laut Betriebsratsforderungen einer Lösung. Kopfzerbrechen über Kopfsteinpflaster.

Ein weiteres Thema, das den Betriebsrat des Münchner Verlags beschäftigt, in diesen echt fiesen Zeiten, ist laut W&V das "Mitbringen von Hunden in die Redaktion". Ratten und Schlangen sollen vereinzelt schon gesichtet worden sein. Glauben fiese Hunde.

Nicht unterschlagen werden darf der dritte wesentliche Punkt, der diese Woche an der Arabellastraße diskutiert wurde. Er spiegelt in gewisser Hinsicht den Sättigungsgrad mancher Mitarbeiter wider. Es ging um den Wunsch, kohlehydratärmere Kost in der Burda-Kantine zu erhalten. Fette Füße passen nämlich nicht so gut in Highheels.

Dienstag, 22. Mai 2012

Ikea - da weiß man, was man nicht hat!

Ich weiß auch nicht, wieso ich mir das antue. Wie oft habe ich mir geschworen: Nie wieder Ikea. Und wenn ich diesen Schwur brechen sollte, dann wenigstens nie mehr samstags hinter diese schwedischen Gardinen.

Gut, ich war also wieder bei Ikea, am vergangenen Samstag. Diesmal war ich aber nicht dort, um etwas zu kaufen. Das habe ich zwar die letzten Male auch gedacht, wenn ich wieder an der Kasse anstand, um dann für das absolute Nichts 300 Euro abzudrücken. Für unnütze Dosenöffner, die abbrechen, für Knoblauchpressen, die rosten, für Servietten, ja, die taugen was. Heißt also: 300 Euro für Servietten.

Egal, darum geht es hier ja gar nicht. Jedenfalls war ich am Samstag bei Ikea, um einen dieser Impulsfehlkäufe aus meiner dunklen Vergangenheit zurückzugeben. Seit Monaten horte ich diese Dinger im originalverpackten Zustand. Da hatte Ikea mal so neckische Wandverkleidungsideen für Küchen. Bunt, silbern oder auch milchglasig. Ich versuchte einst, diese Platten daheim anzupassen, zersägte sie, dass alles nur so splitterte. Dann klebte ich das Zeugs an Wände - doch alles wurde schief, verbog sich und fiel binnen weniger Tage herunter. Ich war einmal mehr ziemlich sauer auf die schlechte Qualität von Ikea-Inspirationen. Also wollte ich wenigstens das unverbaute Material zurückgeben.

Beim freundlichen Service stellte sich heraus, dass ich gar keinen Kassenbon mehr hatte. "Ist mir egal", sagte ich, "dann verkauft das Zeug, ich will es nicht mehr." Es ging immerhin um einen Wert von gut 100 Euro. Der freundliche Ikea-Service war aber lieb und wollte alles zurücknehmen. Auch ohne Bon.

Dann stellte sich heraus, dass Ikea diese Ware nicht mehr führt. Seit Jahren. "Weil die Qualität nicht gestimmt hat", wurde ich belehrt. Und für Dinge, die Ikea nicht verkauft, gibt es kein Geld zurück. Garantiert nicht.

Samstag, 5. Mai 2012

Versteckte Köpfe bei Borussia Dortmund und vor Schloss Bellevue

Dahinter steckt immer ein kluger Kopf, klar, kennt jeder, die Kampagne der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Läuft ja auch schon seit Jahrzehnten. Doch dass sich in den Werbemotiven kreative Köpfe verstecken, das weiß wohl kaum jemand. Doch dazu gleich.

Bereits seit 1995 haben die Kreativen von der Werbeagentur Scholz & Friends rund 80 prominente Köpfe verwurstelt, von Alt-Kanzler Helmut Kohl auf dem Riesentanker bis hin zum Ex-Chef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, inmitten von Peanuts-Bergen. Zu sehen waren die Promis meist nicht so richtig. Lediglich ihre Hände sah man, wie sie eine FAZ krallten. Die Kampagne gilt als die am häufigsten prämierte Werbekampagne Deutschlands.

Kreative Köpfe entdeckt: links oben bei den Buchstaben!


Was aber hat es mit den versteckten Köpfen auf sich? Da gibt es - ganz aktuell - die Kampagne mit dem Fußballtrainer Jürgen Klopp, der inmitten der Südkurve im Stadion von Borussia Dortmund steht. Und unter den vielen Borussen-Fans kann man Kreative der Agentur entdecken: ganz links oben, als Buchstabenhalter.
Sebastian Turner, Bürger(meisterkandidat)


Viel aufregender aber ist ein Prominenter, der zwischen Bundespräsident Joachim Gauck (damals noch: "Bürger") und Schloss Bellevue picknickt, links, hinter dem Weg: Dort ist Sebastian Turner zu erkennen, ja, der Oberbürgermeister-Kandidat von Stuttgart. Freilich war er einst Geschäftsführer, Vorstandsvorsitzender und bis 2011 Partner von Scholz & Friends. Auch gilt er als derjenige, der die Ur-FAZ-Kampagne in dieser Form wiederbelebt hat.

Bei dieser Kampagne gilt eben tatsächlich: Dahinter steckt immer ein kreativer Kopf.

Mittwoch, 25. April 2012

Vettel weiß, worauf es ankommt

Gewaltsam prallen Sport und Politik zusammen. Gestern in Peking bei den Olympischen Spielen, heute in Bahrein bei der Formel 1, morgen in der Ukraine bei der Fußball-Europameisterschaft. Was wird in den Medien darüber diskutiert, philosophiert, eruiert: Wie politisch ist Sport? Wie sportlich darf eine Politik der Folter sein?

In Bahrein, da zeigte Vorbild Vettel, der Red Bull-Basti, wie ein Profi mit derartigen Problemen umgeht. Er sehnte sich laut Süddeutscher Zeitung danach, "endlich in sein Auto zu steigen und sich mit den Dingen zu befassen, auf die es wirklich ankommt - Reifentemperaturen".

Vettel hat gewonnen. Nun ja, zumindest das Rennen.

Sonntag, 22. April 2012

Burda und das Twitter-Drama

Er gilt als ein Mensch, der neuen Dingen gegenüber äußerst aufgeschlossen ist. So investierte der Verleger Hubert Burda schon so früh in Europe Online, als hierzulande kaum noch jemand wusste, wie man „Internet“ überhaupt buchstabiert. Heute lässt er Online-Koryphäen aus aller Welt einfliegen, um bei der Konferenz DLD (Digital Life Design) den Blick noch mehr in die Zukunft richten zu können.

In diesen Tagen jedoch war Burdas Weitblick eingeschränkt, ganz oben, im siebten Stock seines Büros in der Münchner Arabellastraße 23. Zweige hingen an einer Stelle vom Dach herunter. Jede Menge Geäst trübte seinen Blick, das gab es noch nie. Was war das nur? Eine Falle? Ein Wood-Ausbruch? Ein Natur-Ereignis? Das musste schnell geklärt werden. Also schickte der Verleger seine mutigsten Mitarbeiter zur investigativen Recherche aufs Dach – inklusive einem Paparazzo. Und der lieferte den Fotobeweis: Bei Burda hatte sich ein neuer Nachbar eingenistet - mit ordnungsgemäß abgelegten Eiern.

Eier-Attacke im 7. Stock.                         Foto: Burda INSIDE
Die Intranet-Hauspostille „Burda INSIDE“ informierte augenblicklich – augenzwinkernd - ihre Mitarbeiter  über den fast schon hitchcockartigen Vogel-Angriff auf den Verleger und versprach, die Kollegen auf dem Laufenden zu halten. So konnte wenig später via Intranet weltexklusiv verkündet werden, dass die drei prominenten Babies geschlüpft waren. Burda INSIDE bekam gar heraus, wer die Eltern waren: „Laut übereinstimmender Augenzeugenberichte von Beobachtern und der Analyse einer Expertin handelt es sich bei den Burda-Birds um Krähen.“

Echt-Twitter bei Burda.                                Foto: Burda INSIDE
Für Digital-Trends-Friend Burda muss es ein völlig neuartiges Erlebnis sein, was ihm da von den Dächern her gezwitschert wird: Twitter in seiner reinsten Urform.

Sonntag, 15. April 2012

Bunter Stoff macht Medien-Karriere

Mal geht es um kriminelle Machenschaften bei einem Medienhaus, mal um eine Top-Personalie im Marketing, mal, wie in der morgigen Ausgabe, um Spekulationen zu Verkaufsgerüchten eines ganzen Verlages: Mit unserer Zeitschrift "Kontakter" sind wir wohl immer deutlich mutiger als andere Mediendienste. Entsprechend beschäftigt ist unser Justiziar, der stets dafür sorgt, dass der "Kontakter" auch juristisch Recht behält.

Doch zuweilen ist bei der Leserschaft des "Kontakters" der Stoff einer persönlichen Randnotiz wichtiger als der heiße Stoff über Medien- und Markenmacher. Jüngst hatten meine lieben Kollegen in einer kleinen "Splitter"-Meldung zum Kontakter-Client-Award etwas in einem Nebensatz thematisiert, was - unverhofft - Wellen schlug: die Farbe meiner Socken. Kritik von Kopf bis Fuß - nach dem jüngsten Brillen-Bashing "Was gesagt werden muss".

Der Senior Account Manager einer honorigen Agentur aus Köln hatte es aber lieb gemeint. Er freute sich in einem persönlichen Schreiben, dass ich meine "pinken Strümpfe habe blitzen lassen - Bravo!" Und er lud mich dazu ein, doch mal ein Foto auf seinem Socken-Blog hochzuladen, zu finden unter  www.usock.tumblr.com.

Nicht genug der medialen Karriere meiner farbfrohen Fußkleider: Als ich die jetzige Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung aufschlug, Seite 12, las ich zu meiner Überraschung unter der Rubrik "Mitten in... München" eine Socken-Episode, die mir tatsächlich jüngst im Aufzug des Süddeutschen Verlags passiert ist. Darin berichtet die SZ-Autorin, wie ich in einer gemeinsamen Aufzugfahrt auf ihre lila Ballerinas starre und sage, während ich mein Anzughosenbein nach oben ziehe: "Ich habe die passenden Strümpfe zu Ihren Schuhen an."

Bei dem "scheinbar normalen Anzugträger", die Beschreibung gilt mir, "grau in grau, vom Schlips bis zum Schuhwerk..." immerhin ein "Wow"-Effekt. Vielleicht sollte ich meinen Blog in Sock-Blog umbenennen?

Mittwoch, 4. April 2012

Was wirklich gesagt werden muss!

Leserbriefe in Papierform, im Umschlag verschickt, mit Briefmarke versehen, kommen nur noch selten in der Redaktion an. Meist sind es Mails, ungefilterte Reaktionen auf Facebook oder Einschreiben vom Anwalt, die eine Redaktion erreichen.

Umso erstaunter war ich, als ich neulich einen echten Brief von einem echten W&V-Leser erhielt. Er hatte ein wichtiges Thema, das vielleicht Relevanteste der Branche überhaupt. Es ging nicht um Israel, Burda, WAZ, Trading oder unbezahlte Pitches. Es ging um mich persönlich. Wörtlich begann der Brief mit den Worten:

"Als Frontmann im Editorial geben Sie W&V mit Ihrer ganzen Persönlichkeit das Gesicht. Um den Relaunch zu unterstreichen, tragen Sie sogar eine neue Brille."

So etwas merken Leser. Wow! Der Brief geht aber noch weiter. So heißt es etwas später: "Richtig ist - und das wird immer wieder unterschätzt - nur Brillenträger können ihre Imagewirkung verstärken oder schwächen."

Jetzt kommt's. Das heißt, fünf Zeilen später kommt's: "Durch Tragen einer Brille, die besser zu Ihrer Persönlichkeit passt, könnten Sie Gewicht und Resonanz Ihrer Person für W&V deutlich verbessern. Ein gemeinsamer Besuch beim Optiker Ihres oder meines Vertrauens wird Ihnen zeigen, welches (...) Modell Sie garantiert Ihrer jetzigen Brille vorziehen würden."

Ganz ehrlich, dieser Leser wusste - besser als Günter Grass - was gesagt werden muss!

Mittwoch, 28. März 2012

Online, vorübergehend krank

Es gibt Verlagshäuser, die drucken nur so vor sich hin.

Es gibt Verlagshäuser, die haben Angst vor Druck von modernen Medien und schimpfen.

Es gibt Verlagshäuser, die geben sich auf und verkaufen - erst Anzeigen, dann Redaktion, dann sich selbst.

Es gibt Verlagshäuser, die sehen Online als Chance, investieren in professionelle Internetauftritte, beteiligen sich an weiteren Online-Formaten - oder kaufen sie gleich auf.

Und es gibt Verlagshäuser, ganz im Ernst, die sehen Online als "vorübergehende Krankheit, die bald wieder verheilt". Um dann wieder vor sich hin zu drucken. Das erzählte mir der Chef eines Verbandes im Verlagsbereich über seine Mitglieder. Erwachsene Verlagschefs. Heute. Im Jahr 2012.

Sonntag, 18. März 2012

Bild war dabei!

Der Axel-Springer-Verlag bringt nicht nur "Bild" heraus, er fördert auch gerne Mal Bilder von Künstlern. Dabei engagiert er sich nicht nur bei offiziellen Ausstellungen, sondern bietet Mitarbeitern an, Bilder aus einem gigantischen hausinternen Fundus herauszusuchen, um sie im Büro aufzuhängen.

Eine Führungskraft erfuhr davon, nachdem sie an einer Bürowand etwas Selbstgemaltes aufgehängt hatte. Es soll mehr oder weniger aus Streifen bestehen, das Eigenwerk, nicht unbedingt jedermanns Geschmack. Als diese Mitarbeiterin im Springer-Fundus stöberte, fand sie ein passendes Pendant. Auch mit Streifen. Das gefiel ihr, sie durfte es mit in ihr Büro nehmen.

Nun hängt dieses Streifending, ein echter handsignierter Beuys, gegenüber von ihrem echten handsignierten Ich. Sie kann nun behaupten, sie habe gemeinsam mit Beuys ausgestellt. In Berlin. Ihr: Bild war dabei!

Samstag, 17. März 2012

Dank i-Pad: Zeit los

Ein nicht unbekannter Medienmanager hat seit Jahren die Wochenzeitung "Zeit" im Abo. Trotz akuten Zeitmangels nimmt er sich gerne Zeit für die meist anspruchsvollen Inhalte.

Nun ist es aber so, dass dieser Manager viel unterwegs ist. Um seine "Zeit" aber stets aktuell bei sich zu haben, wollte er Gebrauch von dem Angebot machen, die i-Pad-Variante der "Zeit" zu ordern. Also nahm er mit dem Vertrieb Kontakt auf. Dort freute man sich, die i-Pad-Version mit anbieten zu können.
"Ich will aber nur die i-Pad-Ausgabe", muss der Medienmanager gesagt haben.
"Die gibt es aber nur in Verbindung mit den gedruckten Exemplaren", müssen die Hamburger entgegnet haben.
"Sie können sich die Kosten für Papier, Druck und Versand sparen, mir reicht die Zeit auf dem Tablet..."

Dieses - aus Verlagssicht - preisgünstigste Angebot bekam der Zeit-Verlag anscheinend nicht hin. Darauf kündigte der langjährige "Zeit"-Abonnent und will sich nur noch im App-Shop von Apple die Ausgaben laden, die er spannend findet. Außer Apple gibt es hier nur Verlierer. Eine Frage bleibt aber noch offen: Bietet der Medienmanager in seinem eigenen Verlag das reine i-Pad-Abo an?

Montag, 12. März 2012

Sale away!

Online-Shopping wird dank modernster Techniken immer einfacher. Da wird die persönliche Beratung eines Fachgeschäfts obsolet. Klar doch. Braucht man nicht, das Personal um einen herum. Stört doch nur, bequatscht einen, während man sich durchprobiert, durch Klamotten oder Schuhe.
Der smarte Online-Shopper bestellt sich seine Ware eh jeweils in drei Größen und fünf Farben – entsprechend liegt die Retour-Quote laut W&V bei einigen virtuellen Handelshäusern bereits bei 70 Prozent.
Mag sein, dass sich manch Händler aus genau diesem Grund dazu entschlossen hat, den Online-Shopper zu verwirren. Gibt man bei einem großen Schuhfilialisten auf dessen Site den Suchbegriff “Sale” ein, dann fragt das Portal freundlich: “Meinten Sie Salz, Süß oder Halt?” Natürlich schreit die Beantwortung dieser Frage nach HALT. STOPP. AUFHÖREN…

Montag, 5. März 2012

Das Provinz-Outing

Es ist vom Aussterben bedroht. Kaum ein Straßencafé traut sich noch, es auf seine Karte zu schreiben: das Kännchen Kaffee. Heute kommt der Sprach-Sound bei einer Kaffeebestellung dem Anfängerkurs Italienisch gleich: Cafää Makkiatooo. Am besten gar ein Doppio. Und zwei Caffää Espressi enden freilich mit iii, man ist ja Kosmopolit, gebildet, weit gereist und sprachbegabt.
Völlig anders sieht die Welt aus, wenn man – wie ich – ein Kännchen Kaffee bestellt. Da scheint das ganze Café schlagartig zu verstummen, Fremdschämen ist angesagt, es ist ein Provinz-Outing. Dabei ist es doch noch gar nicht so lange her, als es von der Bedienung mit scharfer Stimme stets hieß: “Draußen nur Kännchen”.
Als ich einst bedient habe, in einem italienischen Eiscafé in Stuttgart, da gab es draußen auch nur Kännchen. Der Espresso dagegen wurde nur drinnen serviert, denn der Padrone  hätte es nie zugelassen, dass Gusto, Aroma und Temperature seines echt italienischen Caffè leiden würden. Raus in die deutsche Kälte durfte nur das deutsche Kännchen. Kein Wunder ist es jetzt vom Aussterben bedroht.

Sonntag, 26. Februar 2012

SEO bei Google: Die Tricks der Spezialisten

Zauberer und Hexen, Glaskugelgucker und Horoskopiers wussten ihren Job schon immer gut zu machen - ähnlich wie ihre Kollegen von Kirche und Staat. Und von Mediaagenturen. Das ist bis heute so geblieben.

Moderne Kartenleser nennen sich SEO-Optimierer oder Google-Spezialisten. Für teuer Geld bringen sie jegliche Meldung, jegliche Homepage bei jeglicher Suche ganz nach Vorne. Prophezeien sie. Der Druck unter all den konkurrierenden Internetanbietern ist groß - und jeder weiß, dass nur der geklickt wird, der vorne liegt. Bei jeder Suche. Also wird wie wild optimiert.

Doch die Zutaten des jeweiligen Zaubertranks sind völlig verschieden. Die meist gegoogelten Worte sollten in die Headline, heißt es, möglichst viele Suchworte nach Vorne packen, alles unter die ersten zehn Worte, auf keinenFall feuilletonistisch schreiben, das werde nie gegoogelt und so weiter.

Als ich mal einem Zauberer von SEO diesen Blog zeigte, war er entsetzt, dass hier nichts optimiert sei. Zum Beweise googelten wir eifrig Worte zu Themen, die dieser Blog mal aufgriff, wie Ergo, Salz und Koks. Jok-Blog lag stets weiter vorne als der optimierte Blog. Ohne jegliches SEO. Vermutlich, weil eines optimal gegoogelt wird: Schwachsinn. Aber pssst! Das ist mein Erfolgsrezept.

Sonntag, 19. Februar 2012

Simyo: Die Lüge mit dem Kostenstopp?

"Mit dem Kostenstopp von Simyo zahlen Sie nie mehr als 39 Euro / Monat", heißt das Werbeversprechen. Doch das scheint eine Lüge zu sein. jok-blog hat den Test gemacht.

"Sie zahlen nur, was Sie verbrauchen!", verspricht der Billigtelefontarifanbieter, was an sich nicht gerade vertrauenserweckend klingt. Zahlt man bei anderen Anbietern etwa mehr, als man verbraucht? Was sagen die Kollegen von Telekom, O2 und Vodafone dazu? Simyo jedenfalls scheint es ernst zu meinen mit dem Ver-Sprechen und gilt wohl auch als Erfinder des Kostenstopps. Nie mehr als 39 Euro im Monat zahlen? Egal wie viel telefoniert, gesimst, gesurft wird? "Die Pille fürs Handy - endlich sorgenfrei Monat für Monat", haben sich die kreativen Werbetexter dafür ausgedacht. Klingt beruhigend.

"Weil einfach einfach einfach ist", so der Werbe-Claim von Simyo, wird es jetzt kompliziert: Rechnerisch liegt der Kostenstopp nämlich gar nicht bei 39, sondern bei 78 Euro, wenn jok-blog recht gerechnet hat. Ohne Sondertarife und sonstige ganz illegale Steuertricks. Na ja, ein Trick ist es schon, von Simyo, so scheint es.

Denn: Der Kostenstopp von Simyo gilt nicht während eines Abrechnungszeitraums, also zum Beispiel vom 1. bis zum 30. März. Sondern er gilt beispielsweise vom 15. Februar bis 15. März. Das heißt, wenn der Kunde nach dem 1. März für 39 Euro telefoniert - und nach dem 15. März nochmal für 39 Euro spricht, surft oder simst, dann zahlt er im März insgesamt 78 Euro. Kapiert? Aber mehr zahlt er nicht. Und übers Jahr gerechnet können es tatsächlich nicht mehr als durchschnittlich 39 Euro im Monat sein. Verstanden? Weil einfach einfach einfach ist?

Auf Anfrage von jok-blog, wie das mit dem Kostenstopp denn nun gemeint sei, antwortet der Simyo-Kundendienst sehr zeitnah. Ganz lieb und ganz klar: "Der Kostenstopp-Monat kann unabhängig von dem Abrechnungszeitraum der Postpaid Rechnung sein". Jetzt alles verstanden? Es ist in etwa so: Wäre Simyo eine Pille, so würde sie verhüten - aber wohl nur jedes zweite Mal...

Mittwoch, 1. Februar 2012

NASA betreibt endlich Haarforschung

Dass die Wissenschaftler der NASA im vergangenen Jahr zum letzten Mal mit einem Shuttle im Weltraum spielen durften, ist bekannt. Was sie mit den 17 Milliarden Euro Forschungsgeldern heute damit anstellen, wissen nur ausgewählte Fachjournalisten. Und der Jok-Blog: Die NASA hat umdisponiert und investiert jetzt in die Erforschung der Haare. Schluss mit Missionen zu Mond und Mars.

Die renommierte Beauty-Pressestelle von Procter & Gamble (P&G) bestätigt schriftlich: "So wurde beispielsweise ein Mikroskop aus der Weltraumforschung eingesetzt, das die NASA zur Analyse der Mars-Oberfläche verwendet hat". Die P&G-Marke Pantene Pro-V "benutzte es, um ein noch besseres Verständnis der unterschiedlichen Haarfaserstrukturen zu erhalten", so die nasalen Beauty-Autoren.

Die space-igen Wissenschaftler kamen zu verblüffenden Ergebnissen. Diese wollen wir hier wörtlich zitieren: "Dank dieser innovativen Methoden konnten die Forscher drei relevante Haarstrukturen identifizieren - feines Haar, normales bis dickes Haar und coloriertes Haar". Die wissenschaftlich eruierten Unterschiede seien physikalisch oder chemisch.

Das neue Pantene, so die Pressedichter, "mit bahnbrechenden Technologien und Inhaltsstoffen" kommt in diesen Tagen auf den Markt. Es ist doch aber eigentlich nur ein Haarwaschmittel.

Ich will ja keine Haarspalterei betreiben, aber vielleicht ist es doch spannender, die Oberfläche des Marses zu erforschen? Oder seh ich das jetzt zu oberflächlich?

Freitag, 20. Januar 2012

Kaltblütig im E-Auto

Er wollte unbedingt mit einem elektronischen Fahrzeug nach München kommen, zur Verleihung des Gelben Engels. Schließlich ist Reinhard Kolke der Leiter des ADAC Test- und Technikzentrums in Landsberg. Und der Gelbe Engel, den der ADAC vergibt, gilt als einer der wichtigsten Automobilpreise überhaupt, ein Event, zu dem gut und gerne alle großen Autobosse kommen.
Die Strecke zum Veranstaltungsort ist 65 Kilometer lang. Weitgehend Autobahn. Außentemperatur um den Gefrierpunkt, mittelstarker Wind aus West, Rückenwind also, gute Startbedingungen. Um nicht zu viel Energie zu verheizen, wärmte der Technik-Chef den Wagen bereits Stunden vor Start an der Steckdose vor. Dann ging´s ab nach München.
Nun muss man wissen, dass bei Kälte die Reichweite eines E-Cars dramatisch abnimmt. Der ADAC-Techniker weiß so etwas natürlich auch. Und so musste er sich schon nach 30 Kilometern entscheiden: Heizung oder Reichweite. Da Kolke als Laudator der Preiskategorie „Innovation und Umwelt“ unbedingt in München ankommen wollte, entschied er sich gegen die Wärme im Auto. Entsprechend durchgefroren kam er in München an. Mit eiskalten Händen. Um letztlich kein E-Auto als Sieger auszuzeichnen.
Die Rückfahrt konnte er nicht so schnell antreten, dauert das Laden für 15 bis 20 Kilometer Fahrtstrecke rund eine Stunde. Sollte er aufgrund der Kälte und des Gegenwindes dennoch liegen geblieben sein, kein Problem: Kolke ist ja ADAC-Mitglied.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Frauenzimmer

Simone, Gabriele und Andrea sind heute unter den Top Ten der italienischen Vornamen - bei den Jungs. Maria ist inzwischen weit abgeschlagen. Auch unter Medien- und Agenturmanagern in Deutschland kommen diese wunderschön klingenden Vornamen vor. Je bekannter diese Menschen in der Branche sind, desto geringer ist die Irritation, wenn sich bei offiziellen Terminen etwa Simone als ziemlich männlich herausstellt.

Neulich aber lag die Verwunderung eher bei einem Manager, der solch einen scheinbar femininen Namen trägt. Seine Firma machte einen Ausflug in die Berge. Skifahrn. In der Hüttn wurden die Zimmer verteilt. Mehrbettzimmer. Als der ahnungslose Mann seine Ruhestätte aufsuchte, war die Hüttengaudi groß, waren doch rund um sein Bett Frauen mit echten Frauennamen einquartiert worden. Das schmeckte ihm nicht, nennen wir ihn Maria. Und er verließ den Hüttenzauber.

Auf der Alm, da gibt's koi Sünd - aber nur, wenn man den richtigen Vornamen trägt. Oder den scheinbar falschen. Ob das der Grund dafür ist, dass im gebirgigen Tibet so gar nicht zwischen männlichen und weiblichen Namen unterschieden wird? Da ist sogar die Göttin (Lhamo) - je nach Ansicht - männlich.

Mittwoch, 11. Januar 2012

Anti-Social zu verkaufen

Schon mal offline gewesen? Allein dieser Gedanke mag viele Menschen an Foltermethoden aus Guantanamo erinnern. Offline geht so gar nicht. Offline ist Leben und das ist bekanntermaßen nur schwer erträglich. Je realer, desto unsozialer.

Gut also, dass es ein virtuelles Leben gibt, irgendwo im Online. Ein sozial-verträgliches. Eine Erkenntnis, zu der immer weniger Menschen kommen. Daher werden Facebook & Co in Kürze wohl ihren Zenith überschritten haben - wenn sie sich nicht neue Menschenmagneten überlegen.

Noch provoziert das Internet Suchtverhalten. Wer es wagen möchte, auf Entzug zu gehen, kann auf eines von zwei erfolgreichen Onlineabhängigkeitsabgewöhntools setzen: Freedom oder Anti-Social. Mit Freedom kann man für maximal acht Stunden seinen Internet-Zugang sperren lassen, was beim ersten Mal weh tut, weil es einmalig zehn Dollar kostet. Immerhin hat man dann noch die Freiheit, Mails zu bearbeiten. Anti-Social ist anders drauf: es verweigert den Zugriff auf Mails, lässt einen aber im Internet surfen. Das Tool will wochentags zu einem tollen Text verlinken. Na toll!

Diese Tools sollte es aber auch für das reale Leben geben. Mit Freedom könnte man unangenehme Mitmenschen für Stunden ausschalten, oh ja, die Freiheit kauf ich mir. Und mit Anti-Social... ähem, gibt es das nicht schon? Wenn man sich so umschaut, dann ist Anti-Social ein Verkaufsschlager.