Wie göttlich mag sich jeder Kreative fühlen, wenn sich dessen Schöpfungen in des Volkes Sprachgebrauch mischen. Wenn Geiz geil wird. Oder Technik so muss. Oder wenn man da weiß, was man hat. Da spürt man des Schöpfers Sprachkraft.
Göttlich-kreativen Zu-Spruch
erwarten in diesen Wochen auch Konfirmanden - meist in Form von Bibelversen.
Entsprechend findet man online Seiten ohne Ende mit Sinnsprüchen, die sich die
Kreativen der kirchlichen Werbeagenturen namens Propaganda schon vor Hunderten
von Jahren ausgedacht haben. Etwa: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel
hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen!“ Als Quelle wird hier Jesaja
54,10 angegeben.
Weil dieses historisch
wertvolle Spruchwerk vielen jungen Menschen doch zu alt und umständlich
erscheint, und sich so viel Kirchensprech einfach nicht mehr merken lässt, um
es auswendig vorzutragen, findet man in den Netzgemeinden des sozialen Webs
Hilferufe nach zeitgemäßem Sinnvokabular. „Wer kennt moderne Konfirmationssprüche?“,
wird das weltweite Nichts gefragt. Oder, wörtlich im Q&A-Sektor der
Proll-Professionals, Gutefrage.net: „Welche Automarkenslogans eignen sich als
Konfirmationsspruch?“ Das ist wirklich keine Erfindung von jok-blog.
Was bedeutet das für die
Werber-Community? Womöglich, dass sie den Sprücheklopfern der biblischen
Schriften überlegen ist? Dann könnte sie den Konfirmanden Biblisches in
Werbesprache übersetzen. Beispiele:
„Herr, tu mir kund den Weg,
den ich gehen soll“ (Psalm 143,8) könnte heißen: „Come in and find out!“
(Douglas).
„Bei dir ist die Quelle des
Lebens und in deinem Licht sehen wir das Licht“ (Psalm 36,10) könnte heißen: „Hell
wie der lichte Tag“ (Osram).
„Rufe mich an in der Not, so
will ich dich erretten“ (Psalm 50,15) könnte heißen: „Ruf doch mal an“ –
„Erleben, was verbindet“ (Deutsche Telekom).
Wie aber geht man mit vorhin
genanntem, äußerst komplizierten Satz- und Sinngebilde um, diesem:
„Es sollen wohl Berge weichen und Hügel
hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen!“, wie es nach Jesaja
54,10 heißt?
Ganz einfach:.„Wir machen den
Weg frei“ (Volksbanken).
Also, Werber, packen wir´s
an, es gibt viel zu tun. Denn nichts ist unmöglich!
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