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Sonntag, 2. März 2014

Wie TUI eine Redaktion bucht



Eigentlich ist es eine Meldung, die die Welt nicht groß interessiert, doch sie hat Zündstoff: TUI Cruises, der Kreuzfahrtanbieter des Touristikkonzerns, hat pitchen lassen, sich also für eine neue Agentur entschieden, die sich um Werbemaßnahmen kümmern soll. Werbung, die für gewöhnlich gebucht wird, so wie auch Reisen gebucht werden können. Das Buchen hat normalerweise mit dem Bezahlen zu tun.

Nicht unbedingt für TUI Cruises. Buchen, Bezahlen, Bestechen? In der Kommunikationsabteilung des Schifffahrtunternehmens könnten womöglich unterschiedlichste Begrifflichkeiten synonymisiert werden. Wörtlich hieß es von TUI Cruises, als es darum ging, die „Marketingstrategie mit neuer Agentur gern exklusiv“ zu verkünden: „Voraussetzung dafür wäre, dass uns die Kollegen (…) schriftlich bestätigen, dass (…) auf mindestens einer halben Seite bis einer Seite über TUI Cruises berichtet wird.“ TUI Cruises möchte also Redaktion buchen, um es vorsichtig auszudrücken.

Natürlich haben wir bei W&V sofort abgesagt. Keine Redaktion lasse sich auf solche dirty Deals ein, keine Redaktion lasse sich kaufen, auch unsere Wettbewerber nicht. Dachte ich.

Doch TUI Cruises hat exklusiv bewiesen, dass deren Strategie aufgeht. Journalismus bekommt auf diese Weise eine völlig neue Bedeutung (slosigkeit). Eisberg in Sicht, volle Kraft voraus!

Dienstag, 11. Februar 2014

Herzschmerz zum Valentinstag


Deutschlands Kreativität beginnt mit dem Herzen. Da kündigt sich der Valentinstag an – und in allen Marketingabteilungen des Landes werden mach investigativen jok-blog-Recherchen die exakt gleichen Gespräche geführt:
Marketingchef oder –chefin: „Kreative, bald ist Valentinstag. Wie profitieren wir davon?“
Kreativchefin oder –chef: „Wir bieten alle Produkte in Herzform an!“
Marketingmensch: „Was für eine coole Idee. Das machen wir!“

Und so geht einem natürlich das Herz auf, in den drögen Gängen der Supermärkte, weil in diesen Tagen nicht nur MonCheri, Ferrero Rocher oder Raffaello in Herzfom angeboten werden, sondern auch ein herziger Fertigkuchen (380 Gramm “Hab Dich lieb-Konditortorte“), herzlichste Eispackungen (Cristallo Eisherzen), die Herzflasche des Eierlikörs Verpoorten (200 ml), Pizza Amore der Firma Hasa, aber auch herzförmiger Schnittkäse mit 50 Prozent Fettanteil in der Herz-Geschenkpackung, herzhafte Gelbwurstscheiben oder liebevoll-stinkige Camembert-Herzen mit Dip von Prestige. Alles in Herzform. Selbst eine Spiegeleipfanne wird bei Netto in Herzform angepriesen.

Was für kreative Herzensbrecher! Fehlt nur noch, dass auch Zeitungen in Herzform erscheinen, Autos oder Klobürsten. Dann ist der kreative Herz-Infarkt garantiert.

Sonntag, 2. Februar 2014

Cosmopolitan mit Pups-Beratung



Wie sie sich „das sexy Prickeln zwischendurch holen“, was „sogar im Büro klappt“, oder wenn sie etwas über die „Pimmelperspektive“ erfahren wollen, dann könnten die Leserinnen der Februar-Ausgabe von Cosmopolitan durchaus befriedigt werden. Doch in jener aktuellen Ausgabe wird mutig ein allzu menschliches Thema aufgegriffen, das meist tabuisiert wird: Winde. Oder, etwas restingierter ausgedrückt: Pupse.

Auf einer gesamten redaktionellen Seite wird unter der Rubrik „Gegenwart & Lebensart“ ein „Spezial-Schlüpfer“ vorgestellt, der unangenehme Gerüche filtern soll. Wörtlich wird beschrieben: „Das innovative Höschen katalysiert den Pupsgeruch – er wird von einer Kohlefaserschicht namens Zorflex einfach absorbiert.“ Der britische Unterwäschehersteller Shreddies habe das Wunderwerk für die Menschheit entwickelt. Vor einem „kleinen Restrisiko“ warnt die Cosmopolitan-Redaktion aber ihre hochgeschätzte Zielgruppe sicherheitshalber: „Die Unterwäsche ist nicht schalldicht.“

Unmittelbar vor diesem duften journalistischen Highlight führt eine Anzeige des Fernsehsenders Vox wohl eher unfreiwillig auf das brisante Thema hin. In riesigen Lettern heißt es auf der Anzeige vor dem Anti-Pubs-Schlüpfer: „Da ist etwas Geniales im Anzug“.

Dienstag, 21. Januar 2014

Preiswahn bei Asos: Stammkunden zahlen mehr!



Was lassen sich Unternehmen alles einfallen, um Kunden zu ködern – und wenn sie diese dann an der Angel haben, auf ewig zu binden. Kundenbindungsprogramme nannte man die Idee früher, als Marketingverantwortliche noch eine ordentliche Ausbildung hatten und deren Chefs Wert auf Marketingwissen gelegt hatten. Doch das ist eine andere Geschichte.


Im Jetzt und Heute gibt es natürlich ganz andere Möglichkeiten als dämliche Kundenbindungsprogramme. Targeting und Re-Targeting gehören in den Wortschatz eines jeden so genannten Markentingentscheiders, aber auch Behavourial Targeting oder sonstige Targenichts und Tricks technischer Art. Das hat auch der Versender modischer Mädchenlockstoffe, das Label Asos, erkannt.

Bei Asos gab es einen Marketingprofi, der dachte sich, wie zeig ich es meiner Stammklientel mal so richtig? So schickte Asos eine Mail nur an seine ziemlich besten Freundinnen und Kundinnen heraus. Mit einem Wahnsinnsangebot: 40 Prozent Rabatt auf alles. Dieser Mega-Deal gelte allerdings nur die nächsten zwei Tage lang. Was für ein Druck da aufgebaut wurde.

Mit Sicherheit orderte die Stammfrauschaft unter den besten Kundinnen, was das Zeug hielt. 40 Prozent, das darf man sich nicht entgehen lassen. Wer es sich aber doch entgehen hat lassen, der hatte dann am Ende, nein,  nicht Pech gehabt. Der hatte sogar allen Grund zur Freude: Denn nach Ablauf der beiden Tage mit dem 40-Prozent-Rabatt gab es ein Angebot für die gesamte Menschheit, egal ob Stammkunde oder nicht: 50 Prozent auf alles!

„Wieso denn ausgerechnet unsere allerbesten Kundinnen all ihre Asos-Pakete wieder unverschlossen zurückgeschickt haben“, dürfte sich der Marketingobermensch gefragt haben. Womöglich wird jetzt die Marktforschung bemüht, werden die Agenturen alle strammstehen müssen und ihre kreativen Ergüsse verteidigen. Dabei ist Marketing doch manchmal so einfach. Einfach menschlich - und irgendwie nicht immer nur billig.

Dienstag, 14. Januar 2014

Kostenlos fit

Wenigstens zum neuen Jahr nehmen wir uns was vor: Rauchen ab- oder angewöhnen. Allen Spams mal so richtig die Meinung sagen. Oder zum Mc gehen. Nein, nicht zu Mc Donald's, fette Fritten reinziehen, sondern zu McFit, fette Muskeln aufbauen.

Um möglichst viele Kunden zu ködern, hat sich der Fitmacher McFit einen echten Marketing-Coup einfallen lassen: "3 Monate kostenlos trainieren." Steht da wörtlich riesengroß auf einem knallgelben Störer eines Werbepapierchens. Nun weiß ja jeder, dass ein jedes Vorhaben schnell zum Scheitern verurteilt ist. Spätestens nach 3 Tagen raucht man wieder, nach 3 Wochen beantwortet man keine Spam-Mail mehr und spätestens nach 3 Monaten geht man nicht mehr zu McFit trainieren.

Moment mal, das heißt, man könnte dort 3 Monate kostenlos trainieren? Genial! Ein Traumstudio für jeden Schwaben! Tja, wäre da nicht der Haken bei jenem Marketing-Coup. Wörtlich heißt es im wesentlich kleiner Gedruckten: "Bei Abschluss eines 15-Monats-Vertrags... trainierst du", Vorsicht, jetzt kommt es, "die LETZTEN 3 Monate kostenlos".
Dann nehme ich mir für 2014 vor, erst 2015 dort zu trainieren. So spar ich mir die ersten 12 Monate. Und trainiere dann eben die letzten 3 Monate kostenlos.

Mittwoch, 8. Januar 2014

Warnung vor dem Aldi-Wein



Man gönnt sich ja sonst nichts. Warum sich also nicht mal einen richtig guten Wein leisten? Etwa einen Grand Cru aus St. Emilion. Ein Bordeaux kommt immer gut daher. Da weiß man, was man hat. Den kann man auch Gästen vorsetzen, ohne sich zu blamieren.

Das könnte man denken, auch wenn man sich den edlen Tropfen bei einem Discounter wie Aldi zum Schnäppchenpreis von unter zehn Euro erobert hat. Jok-Blog möchte in dieser heiklen Angelegenheit doch mal reinen Wein einschenken, damit man in Zukunft weiß, was man sich schenken kann – oder lieber nicht. Zunächst einmal: Wenn bei französischen Wein „Chateau“ draufsteht, wie bei Aldis St. Emilion Grand Cru Chateau Lagarelle Puits Rasat, dann sollte man wissen, dass in Frankreich alles als Chateau bezeichnet werden darf, was ein U-förmiges Gebäude hat. So haben Winzer wohl reihenweise Garagen oder Lagerhallen U-förmig an ihr Haus angebaut, um sich Chateau nennen zu dürfen. Wenn es stimmt, was mir ein ziemlich bester Weinfreund aus unserer Medienbranche erzählt hat.

Was beim Aldi-Chateau aber auf jeden Fall stimmt – und manchen verstimmen könnte: Die noblen Fläschchen, die normalerweise zu einem Durchschnittspreis von 22 Euro gehandelt werden, haben einen QR-Code auf dem Etikett. Was sich dahinter verbirgt? Jok-Blog hat hier investigativ recherchiert. Das kann am gepflegten Tisch natürlich jeder Gast mit seinem Handy ebenso decodieren. Um dann ein riesiges Aldi-Logo auf seinem Smartphone zu erhalten. Es nimmt ein Drittel des Bildschirms ein. Klar kommen dann auch Informationen zu Wein, zum „Winemaker Monsieur Boyer“, zu passenden Speisen. Man erfährt aber auch:den exakten  „Werbetermin“, der am 18. November gewesen sein soll. Und man solle beachten, „dass dieser Aktionsartikel… schon am ersten Aktionstag ausverkauft sein kann“. Tja, Aldi informiert!

Serviert man diesen flüssigen Genuss also seinen Gästen, dann kann es nur eine Lösung geben, um peinlichen Momenten vorzubeugen: Nehmen Sie Ihren Gästen gleich am Eingang die Handys ab. Aus Sicherheitsgründen. Salute!

Mittwoch, 24. April 2013

Mitglied-Werbung



Sprachsport am Dönerstand: Mit scharf oder ohne? Mit die häufigste Antwort: Mit Schaf. Der Deutsche Germanistenverband hat laut aktuellem "Spiegel" auch ein Mit-Problem. Wie solle diese Sprechaktvereinigung ihre Mitglieder ansprechen?

Das Wort "Mitglied" verschreckte laut "Spiegel" schon Linguisten vor knapp vier Jahrzehnten "wegen zu starker Anklänge ans männliche Sexualorgan". Unter weiblichen Alternativvorschlägen sollen Begriffe gewesen sein wie "Ohneglied" oder "Mitklitoris". Aha. Damit beschäftigen sich also Sprachwissenschaftler und Sprachwissenschaftlerinnen, statt klarzustellen, dass das eine Wort mit dem anderen so gar nicht zu tun hat.

Neben dem "Spiegel"-Artikel befindet sich aber der eigentliche Höhepunkt: eine Anzeige der Volksbanken-Raiffeisenbanken. Hier heißt es tatsächlich in einem großen orangenen Button: "Mitglied werden und profitieren!" Das sind die, die den Weg frei machen. Mitglied und mit Schaf.

Sonntag, 14. April 2013

Spiegel to Go!


Wow, das ging aber schnell, diesmal beim Spiegel. Freitag vor einer Woche streute Kai-Hinrich Renner, Hamburger Abendblatt, erstmals Gerüchte, dass die Chefredaktion des Spiegel abgesetzt würde. Das bestätigte sich bis vergangenen Dienstag. 

Und schon in der aktuellen, morgigen Ausgabe des Hamburger Nachrichtenblattes ist im Impressum kein Chefredakteur mehr genannt, Mascolo in Rekordzeit gestrichen. Genannt wird nur der Stellvertreter, verantwortlich im Sinne des Presserechts, Klaus Brinkbäumer. Wow, der Spiegel wird immer schneller. In vielerlei Hinsicht. Wobei nicht alles Wow ist...